Fünf Jahre später erscheint nun endlich das Spiel. Ich hatte leider erst heute Zeit, es mir anzuschauen und kann jetzt aber sagen: Ja, es ist echt liebenswert geworden! Colonel's Bequest in leicht moderner (minus einiger Quality-of-Life-Features, die das Original hatte - aber da kann ich darüber hinweg sehen).
Ich kann es echt empfehlen!

Das ist wirklich speziell. Abgesehen von den vielen Toden und dem dazugehörigen Speichern und Laden kommt man immer bis zur Endsequenz. Ich glaube The Last Express macht es ähnlich. Wüsste aber nicht, wo diese Art von mehrmaligen Durchspielen sonst noch erforderlich war.

Nach über 30 Jahren mal wieder Colonel's Bequest (aus der RW Anthology) gespielt.
Auf den ersten Blick ist es ein typisches Sierra Adventure der damaligen Zeit. Die Grafik hat den typischen Sierra-Stil, der Sound halt düdelig und man kann an jeder Ecke sterben.
Auf den zweiten Blick (und wenn man sich mit dem Spiel und der Anleitung mehr beschäftigt) ist es eher ein Kriminal-Theaterstück im Stil von Agatha Christie, Cluedo und Eine Leche zum Desert.
Das Spiel fängt ganz harmlos an und stellt auf einer Bühne die ganzen Charaktere vor. Dann entwickelt sich ganz langsam die Geschichte und natürlich passiert auch bald der erste Mord, oder war es doch nur ein Unfall?
Was Colonel's Bequest so besonders macht, ist das nicht so lineare an diesem Spiel. Das Spiel ist in 8 Akte eingeteilt, in denen man Dinge entdecken kann, oder auch nicht. Für mich das schönste beim wiederspielen war, dass ich das Spiel erst jetzt richtig verstanden habe. Ich hatte eine Menge Spaß daran mir neben der obligatorischen Karte, die ganzen Beziehungen der Charaktere untereinander aufzuschreiben. Auch sind die Punkte an denen man stirbt recht offensichtlich und ein Dead End gibt es in dem Sinne nicht. Man spielt das Spiel zu Ende und hat halt mehr oder weniger entdeckt. Das Spiel gibt einem am Ende eine Bewertung und gibt Hinweise worauf man achten sollte. Das macht Laune das Spiel mehrmals zu spielen.
Schade dass es nur sehr wenige Spiele dieser Art gibt, bei denen man wirklich das Gefühl hat mittendrin, statt nur dabei zu sein und wirklich die Geschichte mit beeinflusst.
Von daher gebe ich hier starke 9 Punkte!

Hatte ich nie auf dem Schirm, aber nach Pats Test bin ich richtig neugierig geworden. Ein ähnliches Konzept hat Infocom ja schon als Textadventure umgesetzt. Damit bin ich aber nie ganz warm geworden. Hier ist die schöne Grafik sehr reizvoll, und die Tatsache, dass ich Mrs Christies Geschichten immer schon gern hatte.

Auf jeden Fall interessiert es mich, danke mark208! Hatte bisher noch nicht durch die Bestandskommentare hier geschmökert - ich Dussel! Ehrgeiz es anzugehen auf jeden Fall geweckt...

Falls es dich interessiert, auf der nächsten Seite habe ich ein kleines Fazit gezogen, sind aber 2 kleine Spoiler drin. Punkte habe ich 7 gegeben, weil es eben doch Spaß gemacht hat.

Hast Du Deine längere Ursprungsfassung vom Review noch, Pat? Dann stelle diese doch zusätzlich als Kommentar hier auf der Seite ein. Würde mich interessieren... Danke mark208 für Deine Einschätzung zur englischen Sprache. Ist auf jeden Fall damit weiter bei mir in den Fokus gerückt. Und mit einer Investition von gerade mal 3,99 Euro kann man ja auch nich so viel falsch machen.

Ich spiele auch ungern wenn es nicht in Deutsch umgesetzt wurde, aber selbst ich habe es mit dem Parser auf die Reihe gekriegt.

Der Ansatz des Spiels ist interessant, auch wenn die Idee des mehrmals durchspielen bis man quasi alles gefunden hat, mich nicht erreicht hat. Versuche es einfach, spaß hatte ich beim einmaligen durchspielen schon.

Danke Lisa!

Ich empfinde das Spiel immer als missverstanden und habe da versucht, ein etwas detaillierteres Review zu machen, um darauf einzugehen.
Dafür ist es vermutlich etwas zu lang geworden - und dies nach mehreren(!) Kürzungen, die auch dem Text ein bisschen den Flow genommen haben.
Kommentar wurde am 11.06.2022, 09:40 von Pat editiert.

Sehr gelungener Test von Dir in der Jubiläums-Illustrierte, Pat! Habe diese Woche etwas Zeit zum Schmökern und habe mich jetzt mal durch die diversen Tests zum Spiel durchgelesen. Die Reviews aus den damaligen Magazinen scheinen nur ganz wenig an der Oberfläche der eigentlichen Spielphysik zu kratzen und nur die Adventurecorner und Du geben etwas mehr Aufschluss über das zu erwartende Spielgefühl. Kostet bei gog.com gerade nur 3,99 Euro und wäre eigentlich einen Versuch wert. Aber leider nur in englischer Sprache, was - trotz Abifach von anno Tobak - nicht gerade mein Steckenpferd ist. Mmmmmh... Ich setze das hier jetzt alles mal auf die "Möchte ich noch spielen"-Liste. Spätestens zur Rente hat man ja vieeeeeel Zeit.
Kommentar wurde am 10.06.2022, 18:26 von Lisa Duck editiert.

Ich verfolge Julia Minamata auf Twitter und sie arbeitet wirklich hart am Spiel. Sie macht das halt praktisch alleine und hat auch einen Vollzeitjob aber sie kommt stetig voran. Vor einiger Zeit hat sie mit einem Musiker den Soundtrack zum Spiel vorgestellt. Das kommt also noch.

Der Post von Pat ist ja 2,5 Jahre her, ist das realistisch oder eine unendliche geschichte

Oh wow! Das sieht in der Tat fein aus! Danke für den Tip, Pat

Ich weiss, es sind alte Neuigkeiten, aber ich habe grad wieder daran gedacht und so schreie ich es in die Welt:

Ich freue mich schon sehr auf The Crimson Diamond, ein Spiel im Stil von Colonel's Bequest, das man wahlweise mit Parser und mit Point-and-Click-Interface spielen kann.

Wegen der Stay Forever Folge habe ich mir auch erstmals Laura Bow 1 angeschaut - bisher hatte ich mich vor gedrückt, da es ja mit Parser und in Englisch ist.
Ich hatte mir eindeutig mehr versprochen! Denn grade beim allerersten durchspielen merkt man, dass man hier am laufenden Band alles wichtige verpasst. Dann findet man durch Zufall irgendwann mal einen Geheimgang, weil man wild herumspielt mit allem möglichen und man versteht so langsam, was man hätte machen sollen. Dann sind aber alle Gespräche schon durch, da eh die Hälfte der Leute tot ist. Da bleibt eigentlich nur der Neustart. Bis man dann das olle Monokel findet, ist das Spiel auch nur so lala, ist ja nicht so, als ob nur Monokel als Vergrößerung dienen könnten. Und das am Ende eh nur noch 2 Leute neben Laura übrig bleiben, macht das Spiel auch nicht grade sehr interessant, neu zu spielen.

Gute Prämisse, aber schlechte (bzw inzwischen total veraltete) Umsetzung. Für einen Erstspieler fehlt einfach zu viel um es gut zu finden.