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Amiga 600


Hersteller:
Commodore

Speichermedium:
Diskette, Festplatte, CD-ROM, CompactFlash

Veröffentlichung:
März 1992
verkaufte Geräte:
193.000 (Deutschland)
200.000 (USA)

Technik:
Prozessor
68000 @ 7 MHz

Speicher
Chip-RAM: 1 MB (max. 2 MB)
Fast-RAM: 0 KB (max. 4 MB mit PCMCIA-Karte oder max. 32 MB mit Turbokarte)
ROM: 512 KB

Betriebssystem
Kickstart Version: 2.05
AmigaOS Version: 2.0

Grafik
Chipsatz: ECS, MOS 8373 "ECS Denise"
Farbdarstellung: max. 64 Farben gleichzeitig aus 4096 Farben
Videoauflösung: variabel, von 320x256 (die meisten Spiele) bis 1280x256 (4 Farben)

Sound
Standard "Paula" Chip, wie in allen Amiga Modellen.
4-Kanal Stereo, 8-Bit, 29 KHz Samplingrate

Laufwerke
1x 3,5" extern Laufwerkschacht (belegt mit Diskettenlaufwerk, DD, 0.88 MB)
1x 2,5" intern IDE (bei Modell A600HD belegt, zweites Laufwerk nur mit Bastelei)

Schnittstellen
intern: 1× Expansionsport (Trapdoor, Falltür)
intern: 1× PCMCIA
intern: 1× IDE (max. 2 Laufwerke)
intern: 1x Diskettenlaufwerk (belegt)

extern: 2x Cinch für 4-Kanal Stereo-Sound
extern: 2x Maus-/Joystick-Port, D-Sub 9-pol
extern: 1x Video, DB23-Stecker, analoges RGB
extern: 1x BAS Video (Composite nur in S/W)
extern: 1 x Parallelport, Centronics, D-Sub 25-pol
extern: 1 x Serialport RS-232, D-Sub 25-pol
extern: 1 x Floppyport, D-Sub 23-pol

Systembericht:
Die kleine, ungeliebte Freundin.

Commodore war von Anfang an ein eifriger Neuverwerter der eigenen Technologie und ging dabei öfter eigenwillige oder gar seltsame Wege. Man erinnere sich beispielsweise an den SX-64 (1983) oder das C64 Game System (1990), die beide alles andere als erfolgreich waren, heute allerdings begehrte Sammlerstücke sind.

Die Geschichte des Amiga 600, erschienen 1992, beginnt mit dem Wunsch des Unternehmens, aus der bewährten, aber bereits angegrauten Amiga-Technologie erneut Profit zu schlagen.

Positiv muss man dabei anmerken, dass man es sich nicht gerade leicht machte, sondern die „neue“ Maschine von Grund auf überarbeitete. Der Computer sollte optisch neu gestaltet werden und man wollte dem allgemeinen Trend der Verkleinerung folgen. Möglich macht die Verkleinerung die so genannte SMD-Technologie (Surface-Mounted Device, oberflächenmontiertes Bauelement). Die Bauelemente sind nun nicht mehr durch die Platine hindurch verdrahtet, sondern werden direkt auf der Oberfläche aufgesetzt und verlötet. Das ermöglicht eine viel dichtere Gestaltung des Platinenlayoutes, was die Platinen stark verkleinert, zumal auch sehr kleine Elemente verbaut werden können. SMD-Platinen werden fast immer rein maschinell bestückt, was die Produktionsmenge enorm steigert.

Die technische Ausstattung hingegen ist nur halbherzig verbessert worden.

So bekam der A600 den ECS (Enhanced Chip Set), der zuerst im A3000 verbaut wurde. Der ECS hat gegenüber dem Vorgänger OCS (Original Chip Set), der beispielsweise im A500 verbaut ist, die Vorteile, dass er höhere Bildschirm-Auflösungen unterstützt und mehr ChipRAM ansprechen kann. Hier lauert ein erster kapitaler Fehler. Hätte Commodore nur ein wenig länger gewartet und etwas mehr investiert, hätte man die neue AGA (Advanced Graphics Architecture) integrieren können. Das Ergebnis hätte ein kleiner A1200 sein können, dem man dann etwas später den größeren Bruder zur Seite stellt.
Übrigens: Der A600 hätte aufgrund der Chipsatz-Verwandtschaft zum A3000 tatsächlich erst A300 heißen sollen. Daher haben frühe Geräte auf der Platine noch diese Bezeichnung. Erst kurz vor der Veröffentlichung hat man sich dann dagegen entschieden.

Der A600, so kompakt er auch sein mag, verfügt intern über einen IDE-Port und kann somit eine normale 2,5-Zoll-Festplatte, wie sie bereits damals in großer Menge in Laptops eingesetzt wurden, aufnehmen. Das Modell A600HD hatte ab Werk eine 20 oder 30 MB-Festplatte eingebaut. Die LED für Festplattenaktivität war in jedem A600-Modell vormontiert. Der IDE-Port kann zwei Laufwerke verwalten, was manche mit ein wenig Bastelei ausnutzten, um entweder eine zweite Festplatte oder ein CD-Laufwerk extern anzuschließen.

Wie der A500+ auch, verfügt der A600 serienmäßig über 1 MB ChipRAM. Die Erweiterung auf maximal 2 MB ChipRAM kann über die bekannte „Falltür“-Erweiterung auf der Unterseite erfolgen. Allerdings ist der Steckanschluss für Zusatzkarten, auch bedingt durch die viel kleinere Bauweise der SMD-Platine, zu den bisherigen in A500 und A500+ inkompatibel, was für einen Umsteiger vom A500 den Neukauf der Erweiterung bedeutet. FastRAM kann der Nutzer über den neu hinzugekommenen PCMCIA-Schacht an der linken Seite des Rechners erweitern. Hier finden auch zahlreiche andere Karten ihren Platz, die beispielsweise am A600 USB-Ports bereitstellen oder eine Netzwerkkarte in das System integrieren.

Einerseits war die SMD-Technik damals hochmodern und sorgte, hinsichtlich der weiteren Verkleinerung der Computer, für einen enormen Sprung nach vorne. Allerdings hat man sich bei Commodore dagegen entschieden, die relevanten Bauelemente zu sockeln und so ist alles bis auf den Kickstart-ROM fest verlötet. Der Einsatz von Turbokarten ist am Amiga 600 daher eine Geschichte für sich. Prinzipiell ist es natürlich auch bei diesem Modell möglich, die Systemleistung durch eine Beschleunigerkarte deutlich zu verbessern. Jedoch macht es die verlötete CPU sehr schwer, so eine Karte zu verbauen. Die einzige Lösung (sieht man mal Lötexperimenten ab) ist der Einsatz einer Huckepack-Karte, die den CPU-Steckplatz nach oben verlegt, während die alte CPU an ihrem Platz bleibt.

Im Einsatz zeigt sich der A600 sehr transportabel und durch seine neuen, internen Anschlüsse zudem recht gut erweiterbar. Dies war erst einmal ein Schritt in die richtige Richtung, sieht man mal von der Tatsache ab, dass der Einsatz von Turbokarten nicht sonderlich leicht zu handhaben ist und das die alten RAM-Erweiterungen des A500 nicht mehr passen.

Jedoch machten es vor allem zwei ganz andere Probleme den Nutzern schwer, auf das neue Modell umzusteigen: Mangelnde Kompatibilität unter bestimmten Umständen und der fehlende Nummernblock. Die Kompatibilität zu den Programmen, die noch für den OCS erstellt wurden, ist im Allgemeinen gut, da sich OCS und ECS nur in wenigen Punkten unterscheiden. Problematisch wird es dann, wenn ein User mehr als 1 MB ChipRAM verbaut hat. Dann verweigern einige Programme den Dienst. Viel häufiger kommt es zu Inkompatibilitäten durch den Einsatz des damals neuen Kickstarts 2.x (im Falle des A600: v2.05). Dieses Problem tritt jedoch bei allen Amigas auf, die ein höheres Kickstart als 1.3 besitzen und ist keine exklusive Angelegenheit des Amiga 600.

Diese umfassende Kickstart-Problematik machte es den späteren Amiga-Modellen nach dem A500 generell schwer, Fuß zu fassen und stellt einen der Gründe dar, warum sich alle nachfolgenden Modelle im Vergleich eher mittelmäßig oder gar schlecht verkauften.

Der fehlende Nummernblock ist eine Geschichte für sich. Verständlich, dass er aus Platzgründen fehlt, unverständlich jedoch, dass er seitens Commodore nicht als Zubehör angeboten wurde. Immerhin gibt es eine Reihe von Spielen, vor allem Flugsimulatoren und Rollenspiele, die den Nummernblock zwingend voraussetzen. Eine individuelle Einstellung der Tastenbelegung ist bei Programmen aus dieser Zeit sehr selten integriert. Insofern ist dieses Problem ein wichtiger Sargnagel des Projektes „Amiga 600“.

Und so verkaufte sich der kleine Amiga 600 letztlich ungefähr 400.000 Mal (Deutschland und USA), was gar nicht mal so negativ klingt, in Anbetracht der ungefähr 2 Millionen weltweit verkauften A500 jedoch, wirkt es eher mau. Allerdings verkaufte sich der A500+ noch deutlich schlechter.

Der Amiga 600 kam und ging relativ bald wieder. Er ist jedoch mehr als eine Fußnote in der Geschichte der Heimcomputer. Er diente zudem als Gestaltungsvorlage für den Amiga 1200, der nur einige Monate später kommen sollte.

Übrigens: Der deutlich schnellere, leistungsstärkere Amiga 1200 verkaufte sich deutlich schlechter als der Amiga 600.

Ich persönlich mag meinen A600, habe das Gehäuse gebleicht, eine Speichererweiterung verbaut, eine CF-Karte als Festplatte eingepflanzt und die Kondensatoren (da, wo es möglich ist) durch Keramik-Gegenstücke ersetzt. Das Laufwerk habe ich zugunsten des Lotharek HxC Floppy-Emulators mit Display entfernt. Die anfälligen Disketten gehören damit der Vergangenheit an. Kompakter ist kein anderer Amiga und bereits dafür mag ich den knuffigen Plastikblock.

Text von Nr.1





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09.04.2019, 18:53 Retro-Nerd (14006 
Glaube auch nicht das die Zahlen stimmen. Wirklich gut hatte sich in Amerika eh nur die Amiga 500/1000 Reihe verkauft. Auch weiß keiner genau, was ESCOM noch wirklich an A1200 Rechnern verkauft hat. Da schwanken die Zahlen im Netz auch gewaltig. Der A600 und CD32 liefen wohl ganz gut in UK.
Kommentar wurde am 09.04.2019, 18:54 von Retro-Nerd editiert.
09.04.2019, 18:33 JerryMouse (474 
In Südamerika, insbesondere Brasilien, könnte ich mir das vorstellen. Aber in den USA war der Amiga als Homecomputer etwa ab 1991/92 abgemeldet, schließlich wurden damals gerade von den amerikanischen Software- und Spielefirmen (Wordperfect, Origin, Sierra, LucasArts) seitdem fast nichts mehr auf den Amiga portiert. Nur der besonders große Marktanteil in Großbritannien bewegte einige Firmen zu halbherzigen Ports (z.B. die Sierra-Adventures, Indy 4) oder beauftragten externe Firmen mit der Portierung (z.B. Wing Commander, King's Quest 6).
Kommentar wurde am 09.04.2019, 19:39 von JerryMouse editiert.
09.04.2019, 17:58 DaBBa (3521 
JerryMouse schrieb am 09.04.2019, 14:34:
Insbesondere beachtlich finde ich die 200.000 verkaufte Einheiten in den USA, wo der Amiga bestenfalls als professionelle Desktop-Video-Maschine Beachtung fand. Hat Commodore dort den Amiga 600 über irgendwelche Teleshopping-Kanäle an ahnungslose Kunden (Kinder?) verscherbeln lassen?
Der Amiga hatte schon seine Zeit in den USA. Immerhin kamen u. a. die Cinemaware-Sachen aus den Staaten; die wurden nicht nur für den Europa-Markt produziert. Natürlich erreichte der Amiga in den USA nicht die Verbreitung eines C64. Die Zeit der Heimcomputer war in den USA allgemein ein paar Jahre früher vorbei als in Europa.

Aber ob die 200.000 angeblich in den USA verkauften A600 wirklich der Wahrheit entsprechen? Ich könnte mir vorstellen, dass die Zahl sich zumindest auf ganz Amerika (Nord und Süd) bezieht, also auf alle NTSC-Amigas.
Kommentar wurde am 09.04.2019, 17:59 von DaBBa editiert.
09.04.2019, 14:34 JerryMouse (474 
Knapp 400.000 verkaufte Einheiten scheint mir für den A600 erstaunlich viel. Der A600(HD) wurde zur CeBIT 1992 von Commodore vorgestellt zu einem ziemlich hohen Preis (etwa 200 DM teurer als der vergleichbare A500+) und lag in Deutschland wie Blei in den Regalen. Erst Ende 1992, als der A1200 bereits angekündigt wurde gab der Preis allmählich nach und der A600 wurde als Bundle mit Anwendungen wie Deluxe Paint III und Spielen wie Zool, Push-Over, Putty und Grand Prix verscherbelt (Link).

Insbesondere beachtlich finde ich die 200.000 verkaufte Einheiten in den USA, wo der Amiga bestenfalls als professionelle Desktop-Video-Maschine Beachtung fand. Hat Commodore dort den Amiga 600 über irgendwelche Teleshopping-Kanäle an ahnungslose Kunden (Kinder?) verscherbeln lassen?
09.04.2019, 14:29 Retro-Nerd (14006 
gigaibpxl schrieb am 09.04.2019, 09:16:
Stimmt es eigentlich, das die Kompatibilitätsprobleme nicht am
Kickstart 2.x, sondern an schlechter Programmierung lag ?
Oder ist dies ein Gerücht ?


Das ist korrekt. Sauber programmierte Spiele wie Turrican oder Ports of Call laufen auf fast allen Amigas. Gibt halt unzählige Spiele, wo das nicht der Fall war. Bei Spielen vor 1991 ist die geschätze Zahl von 25-30%, die nicht laufen, durchaus realistisch. Problematisch waren nicht nur das Kickstart, sondern auch die 1MB Chipram am Stück. Das mögen viele ältere Spiele überhaupt nicht.

Mit Degrader Disks wie Relokick bekommt man das ein oder andere ans laufen, aber längst nicht alle. Wenn man am A600 nahezu alle OCS/ECS Sachen laufen lassen möchte kommt man an 2MB Chipram+Fastram für WHDLoad nicht vorbei.
Kommentar wurde am 09.04.2019, 14:30 von Retro-Nerd editiert.
09.04.2019, 14:21 JerryMouse (474 
Ich habe nie gehört, daß der A600 inkompatibler gewesen wäre als ein vergleichbarer A500+ oder A2000C mit dem ECS-Chipsatz (haben alle 1 MByte Chip-RAM und 68000er als Hauptprozessor). Einziger Punkt war die verkürzte Tastatur mit dem fehlenden Nummernblock, die manche Spiele (Flugsimulationen, Rollenspiele und ähnliches) unbedienbar machte. Der Fakt, daß viele schlampig und an Commodores Programmierrichtlinien vorbei programmierte Anwendungen (AmigaBasic (!)) und Spiele nicht mehr liefen, traf damals alle nach dem A3000 vorgestellten neuen Amigas und konnte leicht für kleines Geld mit einer Umschaltplatine mit Kickstart 1.3 behoben werden (Der A600 hatte als einzigen Chip auf der Platine den Kickstart-ROM-Chip gesockelt).

Wenn es wirklich am ECS-Chipsatz einmal lag, daß etwas nicht mehr lief, konnte man beim A600, glaube ich, im Early-Bootup-Menü, neue Features abschalten (wie später auch am A1200).
Kommentar wurde am 09.04.2019, 14:21 von JerryMouse editiert.
09.04.2019, 09:30 robotron (2805 
Der 600er liegt schon seit Jahren im Regal beim Technik A&V meines Vertrauens. Aber wieder schön geschrieben und super Bilder, kenne das Gerät nicht weiter. Man kennt ja "nur" den Amiga 500.
Kommentar wurde am 09.04.2019, 09:30 von robotron editiert.
09.04.2019, 09:16 gigaibpxl (341 
Stimmt es eigentlich, das die Kompatibilitätsprobleme nicht am
Kickstart 2.x, sondern an schlechter Programmierung lag ?
Oder ist dies ein Gerücht ?
09.04.2019, 01:23 [PaffDaddy] (1767 
ich fand den damals mega stylish.
optisch nen cooles teil.

das war es leider aber auch als ich festestellte wie "kompatibel" er war...

gefühlt 25% der games wollten damit nicht.
08.04.2019, 23:02 AmigaAze (291 
Schöner Text über den A600

Ich habe mich schon oft gefragt was die Leute in den Entwicklungsbüros von Commodore damals geraucht haben. Was die alles am Markt vorbei entwickelt haben. Musste leider schief gehen
08.04.2019, 22:28 Retro-Nerd (14006 
Arg, der Anti-Amiga. Alles SMD gelötet, kein NumPad mehr, extrem abenteuerlich bei internen Erweiterungen, die engen Joypports an der Seite. Frage mich ernsthaft, was sich Commodore dabei gedacht hatte. Zumal der A1200 kurz vor der Tür stand. Heute mit den richtigen Erweiterungen und WHDLoad sicherlich noch eine brauchbare und kompakte Maschine, zur damaligen Zeit zu Recht ein Mega Flop.
Kommentar wurde am 08.04.2019, 22:31 von Retro-Nerd editiert.
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