Ich muss zugeben, dass auch ich den ersten Teil eher als einen grafischen Blender sehe, denn als ernstzunehmendes Spiel! Anstatt sich auf ein Genre festzulegen, hat Cryo Interactive sich ganz offensichtlich an den alten Cinemaware-Titeln orientiert (am meisten wohl an "It came from the Desert"), welche meistens ja auch mehrere Spielkonzepte in sich vereinten. Im Gegensatz zur B-Movie-Hommage der amerikanischen Kultfirma, geht die Rechnung bei "Dune" aber nicht ganz auf... oder anders gesagt: "Zuviele Köche verderben den Brei..."

Auch ich war zu Anfang höchst motiviert, den Planeten bzw. dessen weite Wüste mit den "Ornithopter" zu erkunden, mich mit den vielen (eindrucksvoll in Szene gesetzten) Personen zu unterhalten und erste Bündnisse mit den Fremen einzugehen. Kann mich noch dunkel daran erinnern, später auf einem Sandwurm geritten zu sein und irgendeine geheime Kommandozentrale im heimischen Palast ausfindig gemacht zu haben. Doch schon wenige Stunden später ließ meine Motivation, dieses Spiel zu einem erfolgreichen Ende zu bringen, spürbar nach. Die anfänglich so vielversprechenden Flüge über die Planetenoberfläche degenerierten zur nervigen Routine, die Gespräche mit den Bewohnern verkamen zum wenig überraschenden Smalltalk und die strategischen Elemente des Programms wirkten auf mich eher wie unausgereiftes Beiwerk...

Trotzdem ist "Dune" ein Programm, das ich allein schon wegen seines genialen Soundtracks (wohlgemerkt auf dem Amiga!) immer mal wieder auf die (virtuelle) Festplatte schaufle, um mich erneut an dieser "Präsentationsorgie" zu ergötzen. Spielerisch mag's nur gehobener Durchschnitt sein, in Sachen Atmosphäre ist es allerdings eines der besten Spiele seiner Art - und eine der gelungensten Film/Buchversoftungen sowieso...

Zum Hersteller: Cryo Interactive "genossen" wahrlich einen äußerst schlechten Ruf, sicher - man sollte aber auch nicht vergessen, dass sie vormals unter dem Namen Exxos mit Titeln wie "Die Arche des Captain Blood", "Purple Saturn Day" und vor allem "Kult - Temple of the Flying Saucers" drei gute bis sehr gute Programme schufen! Teilweise findet sich die in "Kult" so brillant eingefangene Atmosphäre auch in "Dune" wieder! Mit dem Denkspiel "Extase" legten sie Ende 1990 dann ebenfalls (nun unter dem neuen Label Cryo) ein recht gelungenes Spielchen hin, was für die damalige Zeit ein ziemlich neuartiges Konzept bot. Das galt nicht nur für die Idee an sich (die zugegebenermaßen ein wenig an eine der Disziplinen aus "Purple Saturn Day" erinnerte), sondern insbesondere für die musikalische Untermalung, welche durch die Aktionen des Spielers ebenfalls hörbar beeinflusst wurde - ein Prinzip, dass erst Mitte/Ende der Neunziger durch Konsolentitel wie zum Beispiel "Rez" oder "Lumines" wieder aufgegriffen wurde. Insofern war das so viel kritisierte Unternehmen seiner Zeit wirklich voraus! Klar, "Pax Corpus" und die "Atlantis"-Reihe sind Schrott (finde ich jedenfalls), aber zumindest als Exxos waren die Franzosen damals echt stark, obwohl sie nur wenige Spiele herausbrachten. Auch mit dem Strippoker-Programm "Teenage Queen" bewies man Mut zur "Andersartigkeit", bekam der Spieler hier doch keine digitalisierten Schönheiten a'la "Hollywood Poker Pro" vorgesetzt, sondern eine äußerst hübsch gezeichnete Gegenspielerin im Graphic Novel-Look, mit der man sich durchaus anfreunden konnte...
Kommentar wurde am 25.09.2011, 14:36 von Bren McGuire editiert.

eines der besten Amiga-Spiele, was die Atmosphäre angeht... schade, wenn man erst einmal durch war, war die Motivation nicht mehr so hoch, aber bis dahin gab es viele fesselnde Stunden

habs gestern mal wieder angefangen

Da hast Du recht, Powerplay war sowas von daneben und ich hätte mir das Spiel fast nicht gekauft aufgrund ds Tests, aber Cryo schaffte es eine tolle, fesselnde Atmosphäre aufzubaun. Ich habs nicht bereut und auch immer wieder mal gespielt.