Ach, Generals, eine der kuriosesten Geschichten des deutschen Jugendschutzes. Es war ganze zwei Wochen frei verkäuflich, bis es auf dem Index landete. Bei unserem lokalen Elektromarkt stand es tatsächlich nach der Indizierung noch unbehelligt im Regal, da diese von denen anscheinend nicht zur Kenntnis genommen wurde. Dort hatte ich es gekauft und ging mit schelmischen Grinsen aus dem Laden. Auch heute bin ich noch Besitzer dieser original deutschen Generals-Version.

Generäle selbst war natürlich total lächerlich.

Ich bin mir nur aktuell nicht sicher, ob mich gerade mein Gedächtnis betrügt: Gab es in der PCG nicht auch einen Generals-Test, also des ungeschnittenen Spiels oder war das eine andere Zeitschrift? Ich hätte jetzt gemeint, das wäre so gewesen, kann aber sein, dass ich mich da täusche.

Zum Spiel selbst kann ich gar nicht mehr so viel sagen. Die Kampagne habe ich damals durchgespielt und ein paar Skirmish-Matches, jedoch nie im Multiplayer. Mit Warcraft konnte ich aufgrund des Fantasy-Themas nie viel Anfagen, jedoch war das bei all meinen damaligen Freunden viel mehr angesagt. Da war ich mit Generals ein Exot, dewegen kam es auch nie zu Multiplayer-Matches.

Ich muss es wohl tatsächlich mal wieder ausprobieren.

Echt jetzt, wenn die Veteranen hier es nicht für nötig halten, Gunnar zu seinem 4000sten Beitrag zu gratulieren (Schimpf und Schande und ewige Verdammnis und abfaulende Geschlechtsteile über Euch! ), muss es halt ein Jungspund mit 2000 Wortmeldungen übernehmen. Also Gunnar: 4000 interessante Beiträge (und ein paar Zerquetschte, ich hab´s ja auch nicht auf den Punkt geschafft)! Knallharte Recherche, Ironie und allgemeines Wissen bezüglich unseres Lieblingshobbys und Gott und die Welt: alles drin. Vielen Dank bis dahin und auf die nächsten 4000!

Tja, und wie komme ich jetzt auf Generals zu sprechen? Hab´s mir ja schließlich gewünscht. Ach, einfach auf dem graden Weg. Für mich ist Generals immer schon die Antwort aus der C&C/EA-Ecke auf WarCraft 3 gewesen. Drei unterschiedliche Parteien, stark geskriptete Missionen und viele "Generalsfähigkeiten", die im Fantasy-Mittelalter schlicht "Zaubersprüche" heißen würden. Es ist alles drin für eine Art WarCraft 3 in der Moderne. Und das Spiel ist wirklich grandios geworden! Ja, denkt man an WarCraft 3, ist nicht wirklich viel Neues im Spiel drin, aber allein schon das neuzeitliche Setting, einige Innovationen wie die Minenfelder um die Gebäude in der eigenen Basis und nicht zuletzt das hervorragende, ausgeklügelte Einheitendesign plus die fetzige Atmosphäre machen Generals zu viel mehr als einem billigen Abklatsch des blizzardschen Platzhirsches. "Command & Conquer" steht auch nur auf der Schachtel, damit es drauf steht, sonst fresse ich einen Besen! Eine reine Marketingentscheidung halt, nur etwa ein halbes Jahr nach WarCraft 3, als die Echtzeitstrategieeuphorie wieder hoch war und sich ein neues "C&C" wunderbar im Verkaufsregal machte. Man sollte Generals als eigenständiges Spiel betrachten und den PR-Zusatz "C&C" einfach vergessen. Seit es hier auf Kultboy die Runde macht, habe ich auch wieder richtig Bock auf Amis, Chinesen und Terroristen... Mit dem Gentool kann man dem Spiel u.a. auch seine besch...eidene 4:3-Auflösung austreiben und sowieso auch online auf Vordermann bringen.

Ah, "Generals". Damals wie heute ein Dauerbrenner bei mir - damals wie heute nur im Skirmish- bzw. Multiplayer-Modus. Im Ernst: Die Kampagne habe ich tatsächlich letztmals 2003 so halb angefasst. Irgendwie haben da die Spielgewohnheiten von "Warcraft III" drauf abgefärbt. Aber das wäre sowieso das richtige Stichwort, denn in einigen Aspekten hat sich "Generals" eben deutlich was von Blizzard abgeschaut.

Kern dieser Sache war natürlich die Tatsache, dass alle drei Parteien diesmal weitgehend unterschiedlich waren. Gemein hatten USA, China und GBA (wer waren doch gleich Westliche Allianz, Asiatischer Pakt und Internationale Befreiungsgruppe...? ) eigentlich nur die Basis-Infanterieeinheiten (und selbst da gab's im Detail mit dem Blendgranatenwerfer und Laserzielraketen, Rotgardisten-Doppelproduktion und Sprengladungen bei den Chinesen und der Tarnfähigkeiten bei den Terroristen noch Unterschiede), abgesehen davon haben sich alle drei Fraktionen unterschiedlich gespielt: Als Ami konnte man auf teuren, aber schlagkräftigen Hightech, eine starke Luftwaffe und viele Möglichkeiten zur Aufklärung bauen, als Chinese hatte man jede Menge Rush-Möglichkeiten, Atomwaffen und die dicksten Panzer, als Terrorist wiederum war man für Guerrilla- und Nadelstich-Taktiken prädestiniert. Dazu kamen noch die Generalsfähigkeiten (sowas wie das hiesige Äquivalent zu den Helden-Skills aus "Warcraft III") und solche Feinheiten wie die unterschiedlichen Möglichkeiten aller drei Parteien, im Endspiel nach dem Versiegen der Warenlager und der unweigerlichen Zerstörung von - sofern überhaupt vorhanden - Ölbohrtürmen und -raffinieren (Kopfgeld ftw!). Das war sehr, sehr abwechslungsreich, gut ausbalanciert und deshalb immer wieder motivierend - und dank der explosionsfreudigen Grafik auch heute noch recht ansehnlich.

In einigen Punkten ist "Generals" der C&C-Tradition interessanterweise aber doch treu geblieben: Es gab praktisch keine Einheitenbegrenzung, also war weiterhin Tankrush letzten Endes eine taktische Option, die die Feinheiten zwischen den Parteien etwas nivellierte. Auch war der aus "Warcraft III" bekannte Druck, möglichst schnell zu expandieren, um weitere Rohstoffquellen zu erschließen, längst nicht so ausgeprägt. Creeps gab's auch nicht, und generell waren wegen eben dieser Tankrush-Möglichkeit auch die Generalsfähigkeiten am Ende nicht entscheidend. Was hingegen für die Superwaffen definitiv gilt - anstelle eines Rennens um Creeps, an denen man seine Helden hochleveln konnte, gab's hier eben das Rennen um den Scud-Sturm, die Partikelkanone oder die Atomrakete - und wenn man da hinten lag, konnte man eigentlich nur beten, dass die jeweilige Waffe nicht auf die eigene Basis gerichtet sein möge. Das war tatsächlich ein Knackpunkt, denn sowas konnte die Balance unabhägig von jeglicher Strategie sehr schnell kippen lassen. Zum Glück waren diese Dinger dann optional abwählbar, und pfiffigerweise gab's sonst sowieso noch genug Gegenmittel (einfach Kraftwerke kaputtbomben, um die Stromversorgung lahmzulegen, oder - als Ami - auch einen gebündelten Aurora-Angriff auf das entsprechende Gebäude selber).

Ah ja, entgegen kam der - wie es immer so schon heißt - Spielerfahrung noch die Tatsache, dass die KI wiederum im Vergleich zu "Warcraft III" gar nicht mal so stark war (oder nicht gecheatet hat). In den genannten Skirmish-Partien hatte man auch gegen "brutale" Gegner immer recht gute Chancen. Wobei die KI nie wirklich zerstörerisch gespielt hat, dafür aber immer sehr, sehr nervig - kam recht oft vor, dass einen ein KI-Ami mit seinen Stealth-Bombern regelmäßig schlecht verteidigte Gebäude geplättet, ein KI-Chinese mit der "Schwarzen Lotus" unentdeckt selbige stattdessen verhökert oder ein KI-Terrorist mit einem ausgewachsenen Rebellenhinterhalt mitten in der Basis Unruhe gestiftet hat. Ich vergebe da in Summe mal 8 Punkte - es war ein gutes RTS mit einigen kleineren Schwächen.

P.S.: Bonuspunkt fü die Mods, die das Spiel hier nicht mal per Untertitel als "Generäle" eingestellt haben.
Kommentar wurde am 12.05.2022, 18:38 von Gunnar editiert.

Wobei die Videos am Ende wirklich etwas anachronistisch waren.

Red Alert bemühte sich da noch um Self-Awareness, aber bei C&C: Tiberian Twilight* waren diese ernst gemeinten Filmschnipsel mit Schauspielern in Fantasie-Uniformen vor Plastik-Kulissen oder offensichtichen Greenscreen-Hintergründen anno 2010 irgendwie staubig. /e: Zumal die Sequenzen in den letzten Tiberium-Teilen auch noch einen auf vage und undurchsichtig machen wollten.
* Ja, ich weiß, dass das nicht das einzige Problem von C&C:TT war.
Kommentar wurde am 21.09.2021, 12:53 von DaBBa editiert.

Losgelöst vom C&C-Kanon hat es trotzdem sehr viel Spaß gemacht! Solltest echt mal probieren, Pat...
Lustige Videos hin oder her!

Tja, mir ist durchaus bewusst, dass Generals wohl spielerisch ziemlich gut sein soll. Aber so ohne cheesy Videos ist es für mich kein Command & Conquer.

Und, ja, es soll im Multiplayer richtig gut sein, aber das interessiert mich halt nicht die Bohne.

Lieber C&C3 oder Red Alert 3.

Generäle war das erste C&C was ich nach dem Erstling wieder richtig intensiv gezockt hatte. Grafisch war es auch super und die Kampagnen fesselten mich ewig am Bildschirm.