Ich habe Targa/Rendering Ranger in meine Lieblingsspieleliste aufgenommen, weil es eine große Faszination auf mich ausübt.
Die Geschichte des Spiels entbehrt ja leider nicht einer gewissen Tragik:

Einerseits technisch gesehen ein absoluter Referenztitel, vielleicht der beeindruckendste überhaupt auf SNES, noch dazu mehr oder weniger im Alleingang von unser aller liebsten Programmier-Maschine, dem Master himself entwickelt.
Andererseits über mehrere Jahre hingezogener Entwicklungsprozess, anschließend ein Minimal-Release nur in Japan.
Die heutige Berühmtheit des Titels basiert in großen Teilen auf den astronomischen Preisen, die ob seiner Seltenheit mittlerweile für das Spiel aufgerufen werden, was ich persönlich schade finde.
Der westliche Release als "Targa", der uns unter anderem in zwei damaligen Previews in der Maniac angekündigt wurde, blieb leider aus.

Vor einigen Jahren kamen wir ja dann doch noch in den verspäteten Genuß des europäischen Targa-ROMs, vielleicht lässt sich ja in Zukunft sogar noch mal ein physischer Release à la Super Turrican (2) via Strictly Limited o.ä. machen.

Mein Eindruck ist, dass Manfred es hier allen noch mal so richtig zeigen wollte und ihm das Spiel auch persönlich viel bedeutete:
Es ist unglaublich viel los auf dem Bildschirm ohne dass jemals die Framerate einbrechen würde.
Während die ersten Stages noch etwas gemächlich losgehen, fällt einem in späteren Stages, vor allen Dingen bei den Bossen, öfter mal die Kinnlade herunter und ein geiles Set-Piece jagt das nächste.
Dabei sucht nicht nur die Performance auf dem SNES seines Gleichen, die Grafiken sehen stellenweise auch unglaublich gut aus.
Mode7-Effekte waren damals oft das Aushängeschild vieler Titel, kommen in anderen Spielen aber oft pixelig oder jittery und entsprechend unansehnlich daher.
Nicht so bei Rendering Ranger: Die Mode7-Transformationsparameter sind immer bedachtvoll gewählt, die Grafiken selbst leicht weichgzeichnet, sodass immer ein sehr solider, flüssiger und nicht pixeliger Look entsteht.
Sieht man in dieser Perfektion auch nicht oft auf SNES.
Die Krönung dessen ist die Endsequenz, in der vor einem Sternenhintergrund ein Planet und gleichzeitig (!) das Spielerraumschiff auf einer separaten Ebene wegzoomt.
Hab ich weder vorher noch nachher jemals wieder bei einem anderen SNES-Spiel so gesehen.

Oft hört man (und auch Manfred selbst gab dies m.W. mehrfach zu Protokoll), dass Targa ursprünglich nicht in Render- sondern Pixeloptik daherkam und dass das Spiel in dieser ursprünglichen Form noch besser aussah.
Ich kann das nicht wirklich beurteilen, finde die Renderoptik entgegen aller Unkenrufe aber (bis auf ein paar kleine Ausnahmen) fantastisch.

In den paar verschwommenen Screenshots der genannten Previews in der Maniac meine ich zumindest, die ursprüngliche Pixel-Optik zu erkennen und das dort Gesehene haut zumindest mich persönlich jetzt nicht vom Hocker.
Naja, Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden...
Vielleicht erbarmt sich Manfred auch noch mal, uns ein paar Screenshots der ursprünglichen Version zur Verfügung zu stellen.

Ein spannendes Detail verraten diese Previews aber auch noch:
Während man in Rendering Ranger einen behelmten Namenlosen steuert, ist dies in Targa bekanntlich ein Bärtiger.
Da Manfred Trenz damals auch unter dem Pseudonym "Targa" im Netz unterwegs war, bleiben m.E. keine Zweifel, wen man denn da in der europäischen Version genau steuert,
was ich persönlich cool finde.
Das wie ich finde spannende Detail ist aber, dass man in einem dieser Previews auf den Screenshots eine Spielfigur sieht, die eine große Ähnlichkeit mit Turrican (!) hat.

Ich kenne die Hintergründe natürlich nicht, finde aber schade, dass hier ein weiterer Turrican-Titel quasi zum Greifen nah war, aber verpasst wurde.

Ich verstehe Targa/Rendering Ranger quasi als Gegenentwurf zu der Richtung, die Factor 5 mit Turrican 3/Super Turrican 2 eingeschlagen hat, die ich persönlich beide auch sehr schätze.
Am Anfang von Stage 1-2 findet sich denn auch ein Seitenhieb: Dort sieht man im Hintergrund ein Raumschiff aus Super Turrican 2 abstürzen!

Schwachpunkt des Spiels ist m.E. die Musik: Diese plätschert nicht nur etwas uninspiriert dahin, unerklärlicherweise scheint der Player auch auf der Haupt-CPU (dem 65816) anstatt wie üblich auf der dedizierten Sound-CPU des SNES (S-SMP bzw. SPC700) zu laufen.
Das zumindest legt die Tatsache nahe, dass die Musik im PAL-Modus langsamer als im NTSC-Modus läuft.

Alles in Allem ein spannendes Stück Software-Geschichte, dem ich mehr Erfolg gegönnt hätte, als es tatsächlich bekommen hat.

Trenz hatte gar nicht mal so viele Ideen, so scheint es mir.
Im Grunde auch egal. Besser 1-2 Ideen und die sinnvoll über eine Lebenszeit weiterentwickeln, als keine. Oder 10 halbgare (Hallo Molyneux).

Der Test hier liest sich, als wäre da mit dem richtigen Team ein Turrican 4 möglich gewesen. Aber dafür hätte irgendwer eben auch noch ein bisschen etwas wagen müssen.

Werde es trotzdem mal anspielen (gehe davon aus, dass man das ROM gut findet).

Spielte zuletzt auch etwas Gunlord. Macht schon Spaß, aber ein Meisterwerk ist es auch nicht.

Vielleicht geht das auch gar nicht mehr und das Genre war mit Turri2/3 final abgeschlossen (?)

War spielerisch nur leicht über Mittelmaß. Der Grafikstil gefällt mir auch nicht wirklich. Kann man spielen, aber ein Turrican Killer war das ganz sicher nicht.

Ich hatte immer im Gedächtnis, dass die Auflage von Rendering Ranger in Japan 10000 Stück war. Ist natürlich trotzdem sehr selten. Ich habe es nicht.

Ich habe es nicht im Original aber ich hätte wohl lieber die Grafiken von "Targa" gehabt, bevor man diesen Renderwahn produzierte. Aber da war ich schon damals heikel, ich mochte zum Beispiel den Stil von Donkey Kong Country überhaupt nicht. Heutzutage bin ich da lockerer.

Ja die Maniac hat viele Spiele getestet die sonst keiner getestet hat! Kommt sicher noch mehr, muss nur suchen.

Oha da gibt es nun auch nen Scan dazu? Schade das es so teuer gehandelt ist (niedrige Auflage von 5.000 Stück lt. nexgam) und der Schwierigkeitsgrad so extrem ist. Aber irgendwann wird es noch den Weg in meinen Sammlung finden.