Leider erst jetzt komme ich dazu, mein Abschlussresümee hier online zu stellen, da insbesondere beruflich eine große Veränderung für mich anstand.
Somit haben wir uns gut ein halbes Jahr (natürlich mit Zwischenpausen!) diesem Projekt gewidmet. Kann gleich vorweg sagen:
Das war mein schönstes, tiefgründigstes und atemberaubendstes Coop, welches ich bis dato hier erleben durfte. Ein riesengroßes Dankeschön an Lisa Duck!Bearcat schrieb am 14.04.2023, 19:54:
Ich finde übrigens, dass Jan seine Rennfahrerkarriere stark vernachlässigt. Liegt´s am gierigen Management, dem Mediendruck, den unzähligen Orgien mit den Boxenludern? Man weiß es nicht.
Papperlapapp! Wenn Du genau nachgeschaut hättest, so hättest Du unweigerlich feststellen müssen, dass Jans Rennfahrerkarriere nur minimal in den Hintergrund gerückt worden ist. Ganz im Gegentum: Das Jahr 20
23 (wobei die
23 meine Lieblingszahl ist) habe ich zum Jahr meiner Lieblingsgenres (siehe meine Seite: Adventures & Renn-/Sportspiele) gemacht. Deshalb hab ich sofort nach dem Jahreswechsel zum schlüpfrigen
Larry Laffer gegriffen und danach direkt am Gashahn von
Moto Racer gedreht. Direkt im Anschluss wurden die Käfer via
Käfer Total in rote Drehzahlbereiche gequält.
Also, mit Verlaub mein liebes Bärenkätzchen: Meinen
Rennoverall (so sehe ich aus, wenn ich stilecht vor dem Rechner meine Rennen bestreite

) werde ich nicht mal mit 80 Lenzen ablegen. Hoffe nur, dass die Boxenluder mich dann noch einigermaßen anziehend finden.
@(dem Bearcat beipflichtenden) Gunnar:
Jet Moto wäre rein gar nichts für mich. Nur sobald
zwei oder
vier Räder sich unter meinem Poppes befinden, schießt Adrenalin durch mein Blut. Denn ohne Pneus kann mich maximal ein
Wipeout zu Begeisterungsstürmen veranlassen.
Doch nun wieder zu meinem Lieblingsgenre, dass sich ganz knapp vor den Rennsimulationen befindet.
I have no Mouth, and I must Scream - eine OFFENBARUNGWer hätte gedacht, dass dieses von allen Computerzeitschriften sehr durchschnittlich bewertete Adventure, solch eine positive Überraschung sein könnte? Also ich definitiv nicht. Zwar reizte mich das gesamte Setting schon bei der ersten Inaugenscheinnahme eines Spieletests, doch war ich -nicht nur auf Grund der harschen Bewertungsworte- eher skeptisch, ob die von Harlan Ellison inspirierte Geschichte auch nur ansatzweise begeistern könnte.
Doch schon bei Gorrister, den ich und Lisa als erstes durch seinen Alptraum führte, wurde ich äußerst positiv gestimmt. Setting, Atmosphäre, Sprache und Musik konnten mich auf Anhieb mitreißen. Nun gut, da gab es die bereits angesprochenen Ungereimtheiten in Form von Bugs oder Rätselunstimmigkeiten. Nichtsdestotrotz, überwiegte aber
deutlich die wunderbare Komposition aus mitreißender Story und packendem Ambiente.
Später war es eher ein geringes Auf und Ab, welches die verschiedenen Episoden für (Lisa und) mich parat hielten. Doch die Betonung liegt hier eindeutig auf
gering, da die Spannung stets aufrecht gehalten und die Aussage(n) des Autors immer offensichtlicher wurde(n). Dieses Gesamtkonzept wurde außerordentlich gut verwoben, gut "abgeschmeckt" und darüber hinaus noch geschickt in unterschiedliche Spieletappen eingearbeitet/verknüpft.
I have no Mouth, and I must Scream - eine Belehrung und ein Fingerzeig zugleichWas würden wir nur ohne Fehler (=Schmerz/Leid) in unserem Leben machen? Richtig: Immer wieder in die gleichen Fettnäpfchen hopsen und gleichzeitig
"HURRA!" rufen.
Meisterlich schafft es
IHNMAIMS immer wieder aufs Neue uns die menschlichen Gefühlsfacetten wie z. B. Hass, Zerstörungswut, Angst, Panik aber auch Vergebung und Reue, unter die Nase zu reiben. Harlan Ellison zeigt in seiner Geschichte beharrlich auf, wie böse die Menschen sein können und dennoch -trotz größter Boshaftigkeit- zu Vernunft und Aufrichtigkeit zurückkehren können (wenn sie denn auch wollen).
Genau dies hat meine Mitspielerin Lisa so sehr berührt, dass sie gezielt bestimmte Aspekte ihres Lebens
hinterfragt hat. Mal das Spiel und Lisa außen vor: Ein
Jeder von uns sollte gewisse Dinge im Leben hinterfragen und sich mehr als einmal die Frage stellen:
"Will ich so, wie es jetzt gerade ist, weiterleben?" Nur durch diese Selbstreflexion können größere Konflikte, Leid oder auch einfache Fehler vermieden werden. Dabei ist es nicht wichtig, genauso wie andere Menschen (Stichwort: die breite Masse denkt so, dann wird es wohl richtig sein...) zu denken, sondern einfach nur
selbst zu denken.
Genau solche Aspekte triggert das Spiel immer und immer wieder auf seine, wirklich in höchstem Maße, hervorragende Art. Bis dato konnte mich kein Computergame dermaßen zum Nachdenken veranlassen. Bestimmte Verwebungen sind so geschickt ins Spielgeschehen eingebracht worden, dass erst ein bewusstes Auseinandersetzen mit der Geschichte zu einer befriedigenden
"Ach so war das gemeint!"-Quintessenz führt.
Lisa Duck schrieb am 30.04.2023, 17:13:
[...]
Es war eine wichtige Erfahrung für mich mal den Spiegel (wie in der Episode mit Ted) vorgehalten bekommen zu haben um zu merken, dass ich an etlichen Stellen den "richtigen" Weg des Lebens etwas verlassen habe. Das hat mich motiviert mich frisch und neu zu orientieren.
[...]
Exakt dieses Momentum will das Spiel kitzeln! Wacht auf....macht nicht alles mit....wehrt Euch bei Ungerechtigkeiten....kehrt auf den "richtigen" Weg des Lebens zurück. Zentraler Aspekt des Plots:
Lasst Menschen Menschen sein. Hört auf alles zu digitalisieren. Denn wenn der Mensch nur noch online/digital lebt, so ist seine Freiheit bald
offline (wunderbar mit dem Cover "das Digitale raubt dem Homo Sapiens seine (Meinungs-)Freiheit" dargestellt.
I have no Mouth, and I must Scream - eine Bereicherung für Lisa und michLisas Absatz
Lisa Duck schrieb am 30.04.2023, 17:13:
[...]
Der Weg durch das Leben ist gespickt mit Handlungen, welche stets zwei Sichtweisen haben. Die der eigenen Person sowie die Sicht der Anderen durch die Aktion betroffenen Menschen um einen herum. Man sollte sich überlegen was Dinge oder Handlungen, welche für einen gerade wichtig sind (oder welche einem selbst positives erbringen) für andere für Auswirkungen haben. Unterstützt von "I have no Mouth, and I must Scream" denke ich seit Monaten viel mehr über das Leben nach und merke, dass ich in der Lage bin deutlich mehr Hilfsbereitschaft, Respekt, Aufmerksamkeit oder Freundlichkeit auf die Lebensbegleiter oder zufälligen Passanten im Leben auszustrahlen. Ich spüre an den Reaktionen, dass sich die veränderte Art des gelebten Lebens sehr positiv auf die Gefühle und Stimmungen der Menschen in meiner Umgebung auswirkt.[...]
hat mich
schwer beeindruckt. Wir sind ja meist darauf fixiert, für uns das Beste aus einer Situation zu machen. All zu oft schließen wir unser Gegenüber oder auch gleich mehrere Personen aus unseren "Ich will aber..."-Gedankengängen aus. Dabei ist die Überlegung "Wie denkt/fühlt der Andere gerade" essenziell wichtig für ein harmonisches und soziales Miteinander.
Lisas Gefühle, ihre Selbstreflexion und ihre weitgehende Nachbearbeitung ihrer Gedanken zeigen, dass das Spiel ungemein viel richtig macht. Es fesselt, es lässt den Spieler mitfühlen, es prangert an...es zeigt so
vieles Schlechtes, um damit so
vieles Gutes im Umkehrschluss zu bewirken. Wahnsinn, oder?
Auch für mich stellte das Adventure eine große Horizonterweiterung dar. Auch ich konnte die ein oder andere Sache auf mein persönliches Dasein projizieren und mein unmittelbares Verhalten zu anderen Mitmenschen dadurch schärfen.
I have no Mouth, and I must Scream - Abschlussbetrachtung und WertungGespannt wie ein Flitzebogen konnte ich nach dem Vollenden des Spieles die
Essayistische Rezension von Il bastardo mir zu Gemüte führen. Diese schriftlichen, das Thema einordnende Zeilen haben die Eindrücke von Lisa und mir ganz vorzüglich abgerundet, denn ganz oft durfte mein Kopf bei seinen Aussagen mitnicken. Besonders herausstellen möchte ich den vorletzten Absatz:
"Was IHNM jedoch so wertvoll macht - auch nach 15 Jahren seines Erscheinens - ist die thematische Einzigartigkeit des Spielprinzips und die Konsequenz, mit der es durchgezogen wird: Fünf fein ausgearbeitete Charaktere stellen sich ihren inneren Dämonen und versuchen so zu besseren Individuen heranzureifen - damit emanzipiert sich IHNM nicht nur von den üblichen Konventionen des Genres, sondern kann gewissermaßen als richtungsweisend für das Nischenprodukt des psychologischen Adventures gelten. [...] Genau so habe ich es auch empfunden. Dieses "Nischenprodukt" hat für mich eine Lücke geschlossen, die ich (nicht vollends realisierend) immer schließen wollte. Dabei sei angemerkt, dass mich Psychologie schon immer fasziniert hat. Beinahe hätte ich diese Thematik studiert, hatte mich letzten Endes damals aber dann doch für ein Philologiestudium entschieden.
Il bastardo hat das Spiel nebst seinen ungemein vielen Facetten wunderbar rezensiert. Einzig und allein seine Aussage, dass
"...die Puzzlestruktur oft verworren, Lösungswege nur selten logisch deduzierbar" sind, ordne ich für mich als zu streng ein.
Ein wenig zu streng finde ich auch seine Wertung (obwohl hier ein Jeder die Gewichtungspunkte verschieden anlegt bzw. gewisse Aspekte wertungstechnisch anders in die Punktevergabe einfließen lässt.)
Für mich gibt es bei
IHNMAIMS sehr viel Licht und wenig Schatten. Äußerst positiv steht dem Spiel zu Gute, dass gewisse Bugs und Abstürze durch ScummVM ad acta gelegt werden konnten. Hätten Lisa und ich die Originalversion ohne Emulator oder passende Interpreter-Software gespielt - und dahingehend muss man kein Prophet sein -, so wären unsere Bewertungen sicherlich nicht ganz so positiv ausgefallen.
Wie dem auch sei, meine einzelnen Bewertungskriterien inkl. Punktzahl anbei:
Grafik/Sound: 8
Bedienung/Handhabung: 6
Atmosphäre: 9
Geschichte/Plot: 9
Motivation: 8
GESAMTURTEIL: 8 PunkteDas Spiel erhält auf jeden Fall einen besonderen Platz, sowohl physisch (in meinem Computerspiel-Regal), als auch mental (in meinem Herzen).
Würde mich freuen, wenn - Lisa Duck einmal außen vor - vielleicht die Durchzocker Fürstbischof von Gurk, Il bastardo, Pat oder [PaffDaddy] (wenn er denn mal wieder online ist), ihre Gedanken zu unseren geistigen Ergüssen geben könnten. Jeder andere User-Kommentar ist natürlich ebenso herzlich erwünscht.
Bis zum nächsten Coop!!
Wir hoffen, ein wenig Unterhaltung Euch geboten zu haben. Sicherlich war Vieles unsererseits zu tiefgründig oder zu ausschweifend formuliert.
Doch
genau das lieben Lisa und ich nun mal so sehr.
Ab sofort greife ich wieder zum Lenkrad...oder bleibe ich doch im Adventure-Genre!? Ihr (insbesondere Gunnar & Bearcat) werdet es schon mitbekommen.
Kommentar wurde am 21.05.2023, 20:37 von jan.hondafn2 editiert.