Auch eines meiner Lieblingsspiele. Damit müsste ich auch schon eine dreistellige Stundenanzahl verbracht haben. IMO zehrten die Stimmung und Atmosphäre des Spiels vor allem von seinen Ausmaßen - dass man da immer dutzende Lichtjahre per Hyperraumsprung überbrückt hat und so in knapp einer Woche von Sol nach Sirius (o.ä.) kam und dann innerhalb der Sternensysteme immer noch mal mindestens 10 AU bis zum Ziel fliegen musste (was ebenfalls ein paar Tage dauerte - New Horizons und die Voyager-Sonden können trotzdem einpacken *g*), machte immer auf faszinierende Weise deutlich, wie viel Strecke da eigentlich zurückgelegt wurde. Davon abgesehen war auch die "Aufteilung" des Raumes interessant - von Systemen im Zentrum von Föderation und Imperium, wo man guten Gewissens noch den kleinsten Laser ausbauen konnte, weil man sowieso nie angegriffen wurde, zu völlig anarchischen Orten wie Riedquat, wo man bis zu Ankunft am Planeten teilweise mehr als 30 Angriffe von Piraten abwehren musste. Das machte irgendwie auch deutlich, dass "Zivilisation" ein ziemlich gradueller Begriff ist.
Abgesehen davon fand ich auch das Interface ziemlich gelungen. Mit Ausnahme der Schubsteuerung ließ sich ja alles per Maus bedienen, das war schon ziemlich fortschrittlich und passte ebenso gut zum Setting. Verglichen damit wirkte selbst noch die Handvoll Knöpfe, die man zur Bedienung von "Wing Commander" brauchte, ziemlich archaisch.
Spielerisch war das Spiel dagegen nicht so ergiebig, konnte aber immerhin vom Reiz des "mehr" zehren: Mehr Geld verdienen, ein größeres Raumschiff und bessere Ausrüstung kaufen, mehr Piraten abschießen und immer heiklere Aufträge für Föderation, Imperium oder Mafia durchführen. Und das motiviert meines Erachtens auch nach der 192. Tour von Barnard's Stern noch Ross 154 noch.
Ansonsten - und das war wohl auch der Haupt-Nachteil des Spiels neben den Bugs - stellt man eigentlich relativ schnell fest, dass es fast überall im Universum gleich aussieht. Das hätte sich - so meine ich - selbst mit den damligen technischen Mittel doch noch hinreichend variieren lassen. Warum wirklich jeder felsige Mond mit der gleichen Polygon-"Textur" überzogen werden musste, ist mir jedenfalls schleierhaft. Im Spiel selber wurde ja sehr viel zufällig generiert, da hätte David Braben doch einfach nur etwas mehr Varianz einbringen können.
Abgesehen davon fand ich auch immer das Universum viel zu statisch. Das (interessante) Handbuch hat ja recht viel Aufhebens um den Konflikt zwischen Imperium und Föderation gemacht - geändert hat sich an der politischen Situation im Spiel aber nie etwas. Dabei wäre es sehr viel spannender gewesen, die Flotten beider Parteien in Aktion zu sehen, wenn im Liaedin-System mal wieder der Bürgerkrieg eskaliert oder in irgendeinem Frontier-System Separatisten putschen. Oder - wie schon von jemand anderem geschrieben - irgendwo eine Hungersnot ausbricht, weil wiederholte Sonnenstürme im Facece-System die Ernte haben einbrechen lassen. (Oder das Sol-System ruiniert wird, weil unter den ständigen Importen von Robotern und Computern von Barnard's Star der Markt unter dem Preisverfall zusammenbricht.

). Andere Ideen im Spiel waren leider Sackgassen - auf Notrufe hat nie irgendwer reagiert, und Bergbau war auch nur ein unangemessen mühsames Geschäft (immerhin haben Frachter bei entsprechendem Elite-Rating später auch mal bei "Surrender or die"-Funksprüchen Fracht abgeworfen).
Man sieht: Das Spielprinzip zieht eigentlich ganz gut, ließe aber noch genügend Platz für Verbesserungen und eine dynamischere Welt. In heutigen Zeiten könnte man sicher auch Spieler noch mit einem Achievement-System (à la: Auf jedem Planeten von Typ XY Souvenirs einsacken, Kilometer- respektive Lichtjahre-Zähler, Tagebuch mit umfangreichen Statistiken o.ä.) bei der Stange halten.
Immerhin hat der Nachfolger "First Encounters" schon mal einige Leerstellen gefüllt - schöne Planetengrafik (die konnte durchaus mit Spielen wie "Terminal Velocity" mithalten), auch mal gemeinsam angreifende Piratenschiffe und etwas mehr Leben in der Galaxis (diese Sache mit Zeitungsabos und einigen etwas weniger generischen Missionen). Dafür war allerdings die Bedienung mit dem geänderten Interface m.E. verhunzt, und dank der verstärkten Piratenangriffe fiel auch der Einstieg ins Spiel unangemessen schwer aus. Damit konnte ich mich irgendwie nie anfreunden.
Hingewiesen sei abschließend noch auf ein Open-Source-Spielchen namens
Pioneer - da stecken viele Ideen aus der "Elite"-Serie drin, und es sieht auch nicht mal schlecht aus.