Nach nunmehr knapp 14 Jahren habe ich mir den 93er Jahrgang erneut vom Dachboden geholt, um die 12 Hefte wiederum intensiv durchzuschmökern.
Erstaunlich: Die PC Player hält sich nun bereits (seit Jahren?) auf
Spitzenposition 3 aller hier verfügbaren Magazine auf Kultboy.com. Da retrospektiv die Retrogamer und die RETURN aus der Wertung fallen, ist die PC Player de facto (mit heutigem Stand) das
bestbewertete Magazin unter allen damaligen Kultheften. Eine bemerkenswerte Leistung!
Über das Titelblatt habe ich mich ja schon damals mokiert (siehe Beitrag vom 09.03.2011). In dem Zuge kann ich noch anführen, dass die beiden Herren wohl die einzigen Redakteure weit und breit (vermutlich sogar weltweit?) waren, die sich selbstverliebt mit Bildchen aufs Cover einer Spielezeitschrift gebracht haben. Auch einmalig, oder?
Für mein Dafürhalten kommt unterm Strich diese Erstausgabe eher ein wenig holprig daher. Aber gut: Welche Erstausgaben von anderen Magazinen waren ad hoc ein leserlicher Höchstgenuss? Jede Redaktion benötigte sicherlich eine gewisse Anlaufphase, damit sich bestimmte Dinge so anließen, wie man es sich wünschte.
Auf alle Fälle hatte ich ein befriedigendes Leseerlebnis; und diese Formulierung soll weiß Gott nicht per se negativ konnotiert sein.
Absolut passend war mein Zeitpunkt, den ich für die Schmökersessions gewählt habe. Da das Heft damals im Dezember 1992 veröffentlich wurde, enthält es zum Glück auch einen Bericht zum Weihnachtsfest. Im gleich mehrseitigen
Power Up - Was schenk' ich meinem PC? Artikel kann man wunderbar seinen (damaligen) Wunschzettel für das Weihnachtsfest füllen. In den Zeilen wurden viele Hardware-Favoriten der Redaktion dem Leser ans Herz gelegt. Da kam (bei mir zumindest) schon mal Weihnachtsstimmung auf (auch weil die frischgebackenen Plätzchen aus der Küche dufteten!).
Über die auf Seite 22 angeführte
Spiele-Philosophie lässt sich natürlich streiten. Zumindest hat die Redaktion klar und deutlich angeführt, wie sich das Testprozedere eines jeden Spiels gestalten wird.
Ein wenig schräg (und das fehlt leider beim Scan von kultboy) entpuppen sich auf der Nebenseite die Portraits der einzelnen Redakteure. Gleich zu Beginn liest man bei Heinrich Lenhardt:
"Hat nichts Vernünftiges gelernt und muß sich deshalb seit acht Jahren seinen Lebensunterhalt mit Spielebesprechungen verdienen."Sollte das jetzt witzig sein oder sollte etwa genau das die beworbene
"Spiele-Kompetenz" der Chefredaktion unterstreichen? Also zumindest hätte Herr Lenhardt mit dieser "Ausbildung" auch gleich in den Bundestag einziehen können.
Wenn man sich die Tests anschaut, so ist die (von der Power Play her bekannte) hart geführte Testerhand deutlich erkennbar. Davon ab kann man konstatieren, dass
Car & Driver zu hoch und
Wizkid zu niedrig mit Wertungsprozenten bedacht wurden. Von den negativen Wertungssperenzien zu
Kings Quest VI möchte ich erst gar nicht reden...
Wo ich gerade bei den Wertungen bin: Äußerst seltsam/unseriös mutet bei einem jeden Test der Kasten
Im Wettbewerb (hier beim Test zu
Kings Quest VI) an. In solch einer Art Spiele anzuführen, die vorher im Grunde genommen "pseudo getestet" bzw. nicht offiziell getestet wurden, ist für mich nicht transparent. Dahingehend wurde bei den ganzen Golfrezensionen auch einmal
Links mit
85 % und ein anderes mal mit
83 % fälschlicherweise angeführt. Immerhin wurde dieser kleine Fehler in der Zweitausgabe angesprochen und aus der Welt geräumt. Wenn das die PC Games zu ihren "Höchstformzeiten" immer so gemacht hätte, so hätten sie damit mehrere Seiten füllen können.
Was für mich und sicherlich auch vielen anderen Lesern förmlich ins Auge sticht ist das durchweg weiße Layout. Man fragt sich permanent, wieso nicht zumindest ein paar wenige Seiten farblich hervorgehoben wurden oder anderweitig das Seitenlayout aufgepeppt wurde. So hat das Ganze für mich so eine Art Beta-Version Charme und man hört förmlich das Heft zu sich sprechen:
"Hallöchen...ich bin noch in der Entwicklungsphase...in der anstehenden Version 1.2 bekommst Du buntere und schicker designte Seiten!". Echt schade, denn Schriftarten, Bildschirmfotos, Test-/Meinungskästen wirken soweit stimmig. Lediglich die zu klein gedruckten Einleitungssätze zu jedem Spiel sind unglücklich gewählt und könnten schnell als Bilduntertitel interpretiert werden.
Fazit: Das sehr von Golf- und Rollenspielen geprägte, knapp über 100 Seiten zählende Heft stufe ich für mich als "knapp gelungen" ein. Leider gibt es so einige Tippfehler zu bemängeln, die das Lektorat überlesen hat. Zudem wirken zumindest 3 Spielewertungen ziemlich fragwürdig. Den generell in Weiß gehaltenen Seitenhintergrund werden manchen Leser als schlicht und schick einstufen; für mich wirkt er uninspiriert bzw. unausgegoren. Dennoch versprüht die Erstausgabe einen gewissen Lesecharme, der auch heute noch zu begeistern weiß.
Im Hinblick auf die hier vorhandenen Heftwertungen bewerte ich das Cover überdurchschnittlich mit
5 Motivpunkten (6 wären es gewesen, wenn Boris und Heinrich sich nicht selbst beweihräuchert hätten) und den Inhalt unterdurchschnittlich mit immerhin
6 Inhaltspunkten.
Zweitausgabe...ich komme!
Zu guter Letzt:
Die Psygnosis Werbeabteilung hatte wohl auch einen ganz besonderen Marketing-Herren bzw. ein Lektorat, welches eine gewisse Art von Arbeitsverweigerung an den Tag legte. In der Werbung zum Spiel
Lemmings 2 -The Tribes darf man gleich sechs dicke Böcke bewundern:
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"Ballonfahrem"*
"Schneebailwerfern"*
"Stabhochspringe_n" (r fehlt!)
*
"Fesseinde Spielbarkeit"*
"Kniff_ige Rätsel" (l fehlt!)
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"gibt as gegen"Au weia. Wie konnte man damals so etwas in den Druck geben??
Kommentar wurde am 02.01.2025, 10:19 von jan.hondafn2 editiert.