Anfang August ging es für mich für 4 Wochen zur Reha. Logo, dass ich mein kleines Netbook dabei hatte und ebenso logo, dass ich ein Spiel für die Kurzeit im Gepäck hatte. Die Wahl viel auf
Sanitarium. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Mit dem psychedelischen Dreamforge Adventure hatte ich schon länger geliebäugelt. Zudem hatte mich Il bastardo förmlich zum Spielen animiert, da er sich schon durch mehrere paranormale Geschichten gerätselt hat. Seine tolle Rezension zu "Mad Max" tat ihr Übriges...
Locker und leicht ließ sich das Spiel unter Win 7, 32 bit installieren. Egal ob Kompatibilitätsmodus aktiv oder inaktiv: Das Spiel lief vorerst soweit gut. Gelegentlich hatte ich aber mit Grafikproblemen und sogar Abstürzen zu kämpfen, die ich bis zum Schluss leider nicht in den Griff bekam. Diesen Umständen zufolge betätigten meine Finger nur all zu oft die Tastenkombi
UMSCHALT+S, welches die Schnellspeicherung auslöste.
Das Abschmieren des Games nahm zum Ende sogar noch zu. Deshalb erst jetzt mein Resümee. Gefühlte 80 Mal, musste ich nach ´nem Crash to Desktop das Spiel neu starten um weiterrätseln zu können. Ein damit verbundener herber Zeitverlust!
Die von Il bastardo geschilderten Spieleerfahrungen kann ich allumfänglich unterstreichen. Auch mir gefielen die Abschnitte mit Max in der Stadt der verlassenen Kinder (oder sollte man es eher als Stadt der verlassenen Eltern bezeichnen) und Sarahs Exkursion aufs Zirkus-Eiland ganz besonders gut. Ja sogar im Labyrinth mit Olmec kam bei mir eine gewisse Kurzweil auf. Sicherlich auch deshalb, weil ich mich davor mit ihm in der Episode mit und um Quetzalcoatl ziemlich geärgert/gelangweilt habe. Hier ist die Story einfach zu abstrakt und man stellt sich nicht nur einmal die Frage, was das Ganze mit den anderen Handlungssträngen zu tun haben soll. Ebenso fragend sah ich aber auch beim einäugigen Grimwall drein, da seine Geschichte genauso wirr daherkommt. Vielleicht benötigt man ja 3 Glubscher, um den speziellen und höchst vertrackten Handlungsstrang deuten zu können?
Wunderbar sind die vielen kleinen Zwischensequenzen, die die Handlung weiterführen und zusätzliche Spannung erzeugen. Ziemlich spät bekommt der Spieler den Fingerzeig, dass womöglich Dr. Morgan der Grund allen Übels sein könnte. Doch kaum wurde ein gewisser Spannungsfluss aufgebaut, führen die vielen Plotlöcher just zu heftigem Stirnrunzeln. Wirklich schade, dass dadurch so viel an Potenzial verschenkt wurde.
Quasseltechnisch wurde ich nicht enttäuscht. Die Gespräche waren fast allesamt interessant und erfreuten mich durchweg. Zwar gibt es das ein oder andere Stimmenrecycling, doch die hohe Qualität der Sprecher macht dieses Manko allemal wett.
Schön auch, dass Emotionen unserer Spielfigur im Plausch mit anderen dargestellt werden. Da guckt unser Max schon mal erstaunt oder er ballt das Gesicht zur Faust, wenn ihn eine Sache auf die Palme bringt.
Werfen wir jetzt doch mal einen Blick auf die Rätsel:
Von lächerlich einfach bis "ach so war das gemeint" hatte ich von der Pillepalle-Aufgabe bis zur mittleren Kopfnuss alles dabei. Letztgenannteres kam aber eigentlich nur in der Stadt mit den Kindern vor. Hier hatten augenscheinlich die Programmierer ihre besten Knobelideen verbraten. Nur das Rätsel mit der Kirchenglocke empfand ich in diesem Kapitel als äußerst fragwürdig, weshalb ich zur "vollständigen Lösung" im Netz greifen musste.
Was kann ich euch noch von meinem Ausflug ins Reich der Irren (das Spiel ist natürlich gemeint und nicht mein Aufenthalt in der Kurklinik
) berichten?
Die Steuerung? Ja, die ist ziemlich hakelig und das Laufen mit der Spielfigur wäre besser machbar gewesen. Der Rest vom sanatorischen (Aufenthalts-)Fest geht jedoch vollauf in Ordnung. Zeitweise war ich hin- und hergerissen: "Mache ich jetzt Sport oder rätsele ich mich mit Herrn Laughton weiter durch die Geschichte?" Gerade im Mittelteil des Spiels siegte mein innerer Schweinehund und ließ mich zur Maus anstatt zum Jogginganzug greifen.
Sanitarium überzeugt zwar nicht auf ganzer Linie, lässt den geneigten Adventure-Spieler doch ziemlich großflächig in ungetrübtem Forschungsdrang schwelgen.
Die Power Play hat fast so stichhaltig wie Il bastardo rezensiert.
7 Punkte gehen auch von meinem Standpunkt aus vollauf in Ordnung. Hätte es mehr Abschnitte mit Max und/oder Sarah in einem stimmungsvollen Ambiente gegeben und wäre die Story ein Stück weit logischer gewesen, so hätte man gut und gerne 8, bestenfalls womöglich sogar 9 Punkte springen lassen können.
So reiht sich jedoch dieser Titel im oberen Mittelfeld ein. Allen Spielern, die sich gern in mystisch-makabere Welten stürzen, sei
Sanitarium wärmstens ans Herz gelegt.
Kommentar wurde am 12.10.2019, 21:04 von jan.hondafn2 editiert.