Meine erste ASM seit sehr, sehr langer Zeit, genauer gesagt, seit der Ausgabe 7/92. Von da an mied ich diese Zeitschrift wie der Teufel das Weihwasser! War ja kurz vor Weihnachten, als dieses Heft erschien, da wollte ich dem Magazin nochmal eine Chance geben – so von wegen Fest der Liebe, Frieden auf Erden und
"Seit lieb und nett zueinander". Ne, eigentlich hab ich mir die 1/95 nur geholt, weil die Power Play an diesem Tag restlos vergriffen war, und den Amiga Joker hatte ich daheim schon. Da ich nicht mit leeren Händen nach Hause gehen wollte, kaufte ich mir daher "gezwungenermaßen" den "Aktuellen Software Markt". Doch, was war das? Auf dem (geschmacklos inszenierten) Cover prangte plötzlich ein neuer Name, der da lautete "Das Computer-Spaß-Magazin" – womit sich das daneben abgebildete ASM-Logo eigentlich erledigt hätte, taugte es als Kürzel somit doch eigentlich gar nicht mehr. Wahrscheinlich diente es ohnehin nur noch als Alibi-Name, um Leute wie mich zum Kauf zu verleiten...
Als nächstes Seite 3 aufgeschlagen, auf der mich ein Pfeife-rauchender Chefredakteur namens
Peter Schmitz empfing, der in seinem Editorial nicht Besseres zu tun hatte, als über die neuesten und schnellsten PCs zu sinnieren und – quasi in einem Nebensatz - kurz zu erwähnen, dass
"Der Stern des Amiga am Sinken ist". Ja, ich merkte schon, die Zeiten hatten sich auch in der ASM gewandelt. Dass ich mir ganz augenscheinlich die falsche Zeitschrift besorgt habe, wurde vom nun folgenden Inhaltsverzeichnis nur noch untermauert: Mal ganz davon abgesehen, dass dies mittlerweile absolut potthässlich ausschaute (dagegen wirkten selbst die Inhaltsangaben der letzten Amiga Joker-Hefte wie der reinste Augenschmaus), wusste ich immer noch nicht so recht, ob ich es nun nach wie vor mit einem Multi-Plattform-Mag oder doch eher mit einer reinen PC-Lektüre zu tun hatte. Eine vormalige Unterteilung in Computer- und Konsolentests ließ sich ebenfalls nicht mehr ausmachen. Aber tatsächlich setzte auch das "Spaß-Magazin" nach wie vor auf "Multi-Kulti" – oder besser gesagt, es bemühte sich zumindest darum, denn sowohl Amiga wie Videospielkonsolen wurden bestenfalls beiläufig in Form von aktuellen News-Meldungen bzw. einem 1-seitigem Artikel erwähnt (wobei letztgenannter sich auf das Sega Mega Drive beschränkte). Ansonsten schien sich die ASM mittlerweile ebenso das Wort "PC" auf die Fahne geschrieben zu haben, wie z.B. die Power Play...
Mit dem kurzen Unterartikel "Quo Vadis, Amiga?" (kam mir igendwie vertraut vor) im Rahmen des "Computer '94"-Messeberichts gab es dann noch eine unschöne Schelte in Richtung Commodore-Fraktion. Ja, wirklich tolles Heft! Freilich, als bestens ausgestatteter PC-Besitzer dürfte man diese Ausgabe ganz anders wahrgenommen haben. Positiv stachen lediglich die Reviews zu "Under a Killing Moon" ("Spiel...", 'tschuldigung, "Highlight des Monats" muss es natürlich heißen), "Blackhawk", "DreamWeb" (Urteil: 7,
"Annehmbar" - alles klar!), "Magic Carpet" (wobei sich hier die Frage stellte, warum ein Programm, welches mit dem "Megahit" ausgezeichnet wurde, nicht zum "Highlight des Monats" gekürt wurde, stattdessen ein stinknormaler "ASM-Hit"?), "The Legend of Kyrandia 3" sowie der Vorabbericht zu
Tim Schafers "Full Throttle" (dessen finale Version die ASM niemals mehr testen würde) plus bereits erwähnter Mega Drive-Schwerpunkt. Ansonsten: Müll auf ganzer Linie! Dass die Redaktion dem Leser sogar noch die Trash-Legende "Rise of the Robots" schmackhaft machen wollte (Urteil: 10,
"Gut" - zugegeben, der AJ hatte es damals ebenso über den grünen Klee gelobt), unterstreicht nur noch das nicht vorhandene Maß an Qualität, mit welchem das "Spaß-Magazin" in seiner vorletzten Ausgabe "auftrumpfte". Da dürfte man sich auch nicht mehr über den auf nunmehr 100 Seiten geschrumpften Umfang des Hefts wundern – zum Vergleich: zu ASM-Hochzeiten waren es teils über 160!
Nun ja, mit der darauffolgenden Nummer hatte dieses peinliche Dasein des einstmals so großartigen Magazins bekanntlich ein (meiner Meinung nach viel zu spätes) Ende gefunden. Das hatte irgendetwas Befreiendes an sich – trotzdem, wirklich schade um diese vormals so tolle Zeitschrift...
Kommentar wurde am 18.10.2015, 14:55 von Bren McGuire editiert.