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Interviews |
Das Interview mit Jörg Langer wurde am 15.10.2013 veröffentlicht.
Steckbrief |
Name: Jörg Langer Alter: 41
Karriere: Geboren, eingeschult, Abi gemacht, Studium abgebrochen, PC Player, GameStar, Freier Journalist, GamersGlobal
Webseite: GamersGlobal.de
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Fangen wir mal von ganz vorne an: Wie hat deine Karriere als Redakteur bei der PC Player angefangen? Was hast du davor gemacht?
| jl:
Ich habe nach dem Abi 1992 mein Studium der Computerlinguistik begonnen, Ende 1993 dann aber die PC Player kennengelernt, die damals noch recht neu war: "Hey, das sind ja Heini und Boris auf dem Cover!" Anfang 1994 gab es darin eine Stellenausschreibung, im Februar war ich zum Vorstellungstermin in Poing bei München und ab 1.4. dann als Redakteur angestellt.
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Mit der PC Player Ausgabe 5/94 fing deine Karriere als Spiele-Tester an, kannst du dich noch an deinen allerersten Arbeitstag erinnern? Vor allem, wie war er?
| jl:
Ich durfte sogar schon in der CD Player #2 einen Minitest veröffentlichen, dieses 19,80 DM teure Heft mit, Sensation, CD-ROM, wurde gerade fertig, als ich anfing. Welcher Test das war, weiß ich nicht mehr genau, mit Sicherheit ein Strategiespiel. Ansonsten geht es am ersten Arbeitstag in der Regel um Profanes wie "Wo sitze ich überhaupt", "gibt es einen PC für mich?" und solche Dinge, so auch bei mir.
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Wie fühlte es sich an neben Boris Schneider und Heinrich Lenhardt mitzuarbeiten?
| jl:
Am Anfang sehr ungewohnt, da beides meine großen Idole seit Happy-Computer-Zeiten waren und dann plötzlich als meine leibhaftigen Chefs nebenan saßen. Aber das legt sich dann doch recht schnell, wenn man sie jeden Tag sieht. Wobei mein Respekt vor ihrer Erfahrung und ihrem Können sehr lange angehalten hat, im Prinzip bis heute.
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Welches war damals dein Lieblingsgenre, und was faszinierte dich daran so?
| jl:
Damals wie heute: Strategiespiele. Wobei ich 1994 das beginnende Echtzeit-Genre besonders toll fand, mit dem man mich seit vielen Jahren nur noch jagen kann, von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen. Am Strategiegenre, besonders bei Globalstrategie à la Civilization oder Strategic Command, fasziniert mich die Vielfalt und Tragweite der Entscheidungen, die man trifft. Ich mag übrigens auch viele andere Genres, vor allem Rollenspiele, Action-Adventures und 3D-Action/Shooter.
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Über welches Spiel hast du deinen ersten Test geschrieben?
| jl:
Da mir der aus CD Player #2 nicht mehr einfällt: Ich glaube "Hexx", ein 3D-Rollenspiel. Aber viel wichtiger war ein anderer: Ich durfte gleich in meiner ersten PC Player Ultima 8: Pagan (Utima ist eine meiner absoluten Lieblingsserien) testen und damit die Titelstory schreiben. Sehr viel Verantwortung für einen Neuling! Diese Verantwortung habe ich dann krass missbraucht, denn meine Wertung (die mir genau nicht mehr einfallen mag, ich fürchte aber, sie hatte eine "9" vorne...) geriet viel zu hoch. Ultima 8 war im Rückblick noch schwächer als das verbuggte Ultima IX: Ascension (das ich dann, Geschichte wiederholt sich, für GameStar zu hoch bewertet habe).
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Wie hast du die Kollegen in Erinnerung? War alles mehr familiär?
| jl:
Wir waren damals nur vier festangestellte Redakteure (Boris, Heinrich, Florian Stangl und ich), dazu kam Susan Sablowski als Assistenin. Natürlich ging es da ziemlich familiär zu. Im näheren Umfeld gab es aber noch weitere Autoren, und PC Player hat sich dann ja auch in der Mitarbeiterzahl ganz gut entwickelt -- das dann aber eher auf Kosten des Familiären.
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Wieviel verdiente man als Redakteur?
| jl:
Ich stieg mit 4.500 DM ein, was verdammt viel Geld für einen Studienabbrecher war. Das war damals schlicht das leicht aufgerundete Tarifgehalt für einen Redakteur im ersten Jahr.
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Was waren die skurrilsten Erlebnisse, die du mit deiner Zeit bei der PC Player / GameStar verbindest?
| jl:
Ich habe es unter anderem geschafft, mich wenige Tage nach meinem Start als Redakteur abends im Büro einschließen zu lassen -- und hatte noch keinen eigenen Schlüssel. Heinrich musste deswegen spätabends noch mal ins Büro gefahren kommen. Eines meiner tollsten Erlebnisse war eine Firmenreise zu Origin, ein halbes Jahr nach Berufsstart. Ich habe unter anderem Richard Garriott, Chris Roberts und Doug Church kennengelernt, die meisten der Schauspieler von Wing Commander 3 kurz getroffen (darunter Mark "Luke" Hamill und John "Gimli" Rhys-Davies), war in Garriotts Haunted House, habe Austin besichtigt. Ach ja, und hin und zurück flog ich Business Class: Origin hatte es ja, damals...
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Hattest du noch andere Aufgaben außer Spiele-Testen?
| jl:
Ich musste mich regelmäßig für die Multimedia-Leserbriefe erniedrigen und außerdem auch Dinge wie News schreiben (damals überwiegend auf Basis von Faxen und durch Einscannen von Dias) übernehmen. Aber Autowaschen und so etwas war zum Glück nicht angesagt.
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ie darf man sich einen Arbeitstag vorstellen? Wie lief das so ab?
| jl:
Morgens zwischen 9 und 10 reinkommen (ich wohnte 5 Minuten zu Fuß von der Redaktion entfernt, die ich meist im Auto zurücklegte), abends zwischen 9 und 10 gehen, dazwischen Spielen, Telefonieren, Schreiben und Layouts korrigieren.
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Gibt es Spiele, die du heute besser oder schlechter bewerten würdest? Bei welchen Spielen wich die Redaktionsnote am meisten von deinem eigenen Empfinden ab?
| jl:
Vom eigenen Empfinden wich die Note nie ab, da der Tester immer den größten Einfluss auf die Note hatte. Aber es gab Fälle, wo ich katastrophal fehlgewertet habe, siehe Ultima 8: Pagan weiter oben. Aber auch Star General habe ich krass überbewertet (ich glaube, mit einer 85), das Spiel war im Prinzip dysfunktional, ohne KI, eher eine frühe Alphaversion als ein fertiges Spiel.
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Warum hast du die PC Player 1997 verlassen und die GameStar gegründet?
| jl:
Weil man die Chance, ein eigenes Heft zu machen, nicht allzu oft im Leben bekommt. Weil ich lieber Chefredakteur als Stellvertreter sein wollte. Und weil die Stimmung bei PC Player nicht mehr dieselbe war, wie am Anfang -- Heinrich und Boris waren beide weg, beispielsweise.
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Was denkst du über den Werdegang bzw. Niedergang der PC Player?
| jl:
Mich hat gewundert, dass das Heft noch so lange durchgehalten hat, ich fand die Qualität ab etwa Ende 1997 nicht mehr so gut, und spätestens nach der Future-Übernahme ging es meiner Meinung nach steil bergab. Selbstverständlich bin ich da nicht mal im Ansatz unparteiisch, also bitte die Aussage nicht zu ernst nehmen.
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Was ist mit den getesteten Spielen passiert, die du bekommen hast? Konntest du diese behalten?
| jl:
Die waren Redaktionsbesitz, aber ich habe mich bei manchen um ein eigenes Muster vom Hersteller bemüht, gerade wenn es "besondere Versionen" waren wie Wing Commander 3 in der großen Kinofilm-Dose. Ich will auch nicht ausschließen, dass einige andere Rezensionsmuster bei mir gelandet sind, andererseits war ich nie ein großer Spielesammler, sodass das Meiste, was bei mir privat rumsteht, auch privat von mir gekauft wurde.
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Wieviel Prozent hast du von deiner Arbeitszeit gespielt und wieviel hast du geschrieben?
| jl:
Schwer zu sagen, zumal es auch zeitaufwändige Dinge gab wie "Bildschirmfotos machen" (teils mit einem Thermodrucker, den man an die Grafikkarte anschloss) oder "Layouts einkürzen", die weder zum Spielen noch zum Schreiben gehören. Aber generell würde ich sagen: 2/3 spielen, 1/3 schreiben (inklusive allem), das kommt bis heute ungefähr hin als Verhältnis beim Spieletesten.
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Wie lange wurde ein Spiel normalerweise getestet (insbesondere Rollenspiele!)? Benutzte man da auch öfters Cheats, um schneller fertig zu werden?
| jl:
Wir haben keinesfalls alles durchgespielt, das ging zeitlich einfach nicht -- was das anbelangt, sind wir bei GamersGlobal.de heute ehrgeiziger bzw. die Spiele sind in vielen Genres auch einfach kürzer geworden. Aber dennoch war bei großen Spielen immer daS Ziel, bis zum Ende oder kurz davor zu kommen, und kürzer als zumindest einen Arbeitstag wurde wohl kein Spiel getestet. Cheats habe ich nur selten benutzt, da sie leicht das Spielerlebnis verfälschen können, aber teilweise gab es Komplettlösungen für Adventures oder ähnlich lineare Spiele.
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Hast du auch privat am Computer gespielt, oder hattest du die Nase voll?
| jl:
Da ich fast alles in meinen Genres abgedeckt habe, also gerade Strategiespiele und Rollenspiele, und da das im Prinzip nur möglich war, indem ich auch privat gespielt habe, gab es da eigentlich keine Trennung.
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Habt ihr auch die Konkurrenzmagazine gelesen und deren Testberichte mit euren verglichen?
| jl:
Ja, natürlich. Zumal es damals nicht so viel Konkurrenzhefte gab, da konnte man gut den Überblick behalten.
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Zu welchen deiner ehemaligen Kollegen hast du heute noch Kontakt?
| jl:
Da die Frage vermutlich auf PC-Player-Kollegen zielt: Eigentlich nur zu denen, mit denen ich auch heute noch bei GamersGlobal.de zusammenarbeite, also vor allem Heinrich Lenhardt, Mick Schnelle und Roland Austinat. Bei einem Veteranen-Grillfest bei Boris vor einigen Wochen habe ich nach langer Zeit mal wieder Hendrik Fisch getroffen, von Monika Stoschek und einigen anderen habe ich leider schon lange nichts mehr gehört.
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An welche/n Test/s kannst du dich noch gut erinnern, und welches Spiel hat dich damals am meisten aufgeregt? Dein Favorit?
| jl:
Ich kann mich sowohl an die Tests zu WarCraft 2 als auch Tomb Raider noch gut erinnern. In beiden Fällen haben sich die entsprechenden Firmen extrem aufgeregt, weil sie die angebliche Genialität der beiden Titel nicht ausreichend gewürdigt sahen von mir beziehungsweise PC Player. Umgekehrt war ich fassungslos, als meine werten Kollegen -- wir hatten damals auf das "leicht umstrittene" Sternchen-System umgestellt -- die Sogwirkung von Diablo 1 nicht erkennen wollten und ich mir den Mund fusselig reden musste, damit sich der eine oder andere dazu herabließ, nicht nur 2 oder 3 Sterne (von 5) dafür zu geben.
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Was ist das beste Spiel aller Zeiten? Warum?
| jl:
Das beste spiel gibt es für mich nicht, aber in meine ewigen Bestenliste stehen unter anderem M.U.L.E., Civilization, Zork II, Pirates!, Final Fantasy VII, Ultima V und Medieval - Total War. Wenn ich versuche, ein gemeinsames "Warum" dafür zu finden: Es sind fast alles Spiele -- auch das Infocom-Adventure Zork --, die eine eigene, glaubwürdige Welt erschaffen, in der man sich relativ frei bewegen kann.
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Was hältst du von Emulation? Spielst du sogar ab und zu mit einem Emulator?
| jl:
Sehr viel sogar, aber mehr zum nostalgischen Rückerinnern oder um schnell ein paar Screenshots für Retro Gamer zu machen, als dass ich wirklich darauf noch Spiele durchspielen würde. Ich finde, dass gerade alte 8- und 16-Bit-Konsolentitel oder auch Homecomputer-Spiele auf der original Hardware und insbesondere mit einem Röhren-Fernseher oder VGA-Monitor viel mehr Spaß machen.
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Ist die Spieleszene wirklich so einfallslos geworden, wie die Retrofreaks immer jammern, oder haben wir heute nicht auch Vieles erreicht, von dem wir damals nur geträumt haben. Was hätte im Bereich Videogames seit damals anders/besser laufen können/müssen?
| jl:
Es ist ein wenig wie bei der Rockmusik: Irgendwann sind alle Riffs ausprobiert, alle Drum-Solos gespielt, alle Bassläufe gezupft -- und dann folgt im Wesentlichen die Wiederholung, Zitierung und Neukombination von Bekanntem, und die fortgesetzte technische Perfektionierung. Ähnlich sieht das auch bei Spielen aus. Da ich tatsächlich immer wieder mal, in größeren Abständen, einen alten Klassiker länger spiele (statt sie nur kurz anzuspielen), weiß ich, dass sehr viel Nostalgie und rückblickende Verklärung nötig ist, um damalige Spiele grundsätzlich besser zu finden als heutige. Man erinnert sich, glaube ich, gar nicht so sehr an die Spiele an sich, sondern an das eigene Lebensgefühl damals: Man war jünger, man hatte viel Zeit, das Leben schien unkomplizierter, jedes Spiel war noch neu und überraschend. Gleichzeitig ist es unbestreitbar eine Stärke vieler Retro-Titel, dass sie relativ begrenzte Spielmechaniken hatten und dass die Grafikfähigkeiten der Maschinen so begrenzt waren, dass die Entwickler zaubern und vor allem die Phantasie der Spieler anregen mussten, um daraus etwas Tolles zu machen. Und noch zu den modernen Spielen: Die sind so breit gefächert, dass man sie nicht in einen Topf werfen kann und als "zu leicht" oder "Massenware" oder ähnliches abtun kann. Ein Blockbuster kann ein großartiges Spielerlebnis bieten, ein Indietitel ebenso. Für mich persönlich zählt immer nur: Habe ich Spaß mit einem Spiel? Dann ist es mir egal, ob es Retro ist oder modern, ob es auf einer PS4 läuft oder auf einem GBA.
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Wieso sterben deiner Meinung nach in Deutschland die Spielezeitschriften langsam aus und welches Magazin ist momentan dein Favorit?
| jl:
Mein Favorit ist selbstverständlich Retro Gamer im Bereich der Printhefte und GamersGlobal.de im Bereich der Online-Magazine. Ich wüsste auch in beiden Fällen keines, das ich besser finden würde -- was nicht heißt, dass es nicht auch gleichgute gibt. Die Hefte sterben, weil sich nicht mehr genug Leute eines kaufen, und die Online-Magazine sterben, weil die Anzeigenpreise absolut im Keller sind. Spieler sind als Werbezielgruppe relativ wenig wert, beziehungsweise man glaubt, sie sowieso über Gießkannen-Plattformen wie Facebook oder Fernsehen erreichen zu können. Dass echte Gamer Multiplikatoren sind und etwas anderes als Leute, die sich einmal im Jahr das neueste FIFA kaufen, vergessen manche Hersteller oder ihre Werbeagenturen leider.
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Kannst du dir vorstellen nochmal im Print-Bereich zu arbeiten?
| jl:
Ich arbeite ja durch Retro Gamer noch im Printbereich, wir erstellen mit der GamersGlobal-Redaktion alle drei Monate ein Heft für den eMedia/Heise-Verlag, das sind rund 800 Print-Seiten im Jahr. Von solchen Auftragsarbeiten abgesehen, kann ich mir das aber in der Tat nur schwer vorstellen, vor allem nicht im Spielebereich, siehe vorige Frage.
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Wie stark hat sich dein Leben durch das Internet verändert?
| jl:
Extrem, wie wohl das Leben von jedem, der heute jünger als 60 Jahre alt ist. Bei mir kommt natürlich auch noch das Berufliche dazu: Inhaber beziehungsweise Chefredakteur eines Online-Magazins zu sein, stellt einen ständigen Großangriff auf mein Privatleben dar, wie ich es in dieser Form -- selbst in meiner selbstausbeuterischen Zeit bei PC Player und GameStar -- nie zuvor erlebt habe. Zumindest bei meinen Mitarbeitern achte ich aber auf geregelte Arbeitszeiten.
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Als dein Online-Spielemagazin GamersGlobal.de gestartet ist, hättest du gedacht das es doch so erfolgreich wird? Wie kam es überhaupt zu der Idee ein Online-Spielemagazin zu machen wo jeder mitmachen kann?
| jl:
Der Erfolg von GamersGlobal.de ist relativ: Dass es seit mittlerweile vier Jahren besteht und ein paar Mitarbeiter ernährt sowie immer noch wächst, ist angesichts des Marktumfelds schon eine ziemliche Leistung. Aber ich würde mir durchaus wünschen, dass noch viel mehr Leute erkennen, wieviel Herzblut und Qualität dahinterstecken, von uns in der Redaktion, aber auch von den Usern. Die Idee des "Jeder kann mitmachen" war einfach die logische: Der Spielemarkt ist so zersplittert und das Nischen-Expertentum so gewaltig, das ein paar Redakteure in einem Büro plus ein paar freie Autoren drumherum das im Leben nicht alles abdecken können. Wenn man aber zumindest einige "Experten-Spieler" dazu bringen kann, ihr Wissen mit den anderen zu teilen (was schon darin bestehen kann, dass jemand einen Patch zu einem ihm wichtigen Spiel auch wirklich ausprobiert und einzuordnen vermag), kommt am Ende ein kompetenteres Magazin heraus, als wenn man alles irgendwie selbst abdecken will. Allerdings habe ich unterschätzt, wie aufwändig die Qualitätssicherung der User-Beiträge ist -- es ist halt nicht jeder zum Schreiber geboren, und viele geben bei GamersGlobal.de nach den ersten paar News-Versuchen auf, weil wir sehr hohe Ansprüche stellen. Die Mitmach-User jedoch, die bleiben, bereichern GamersGlobal ungemein.
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Ist dein Blog "Jörg spielt" zu Gunsten von GamersGlobal stillgelegt worden?
| jl:
Faktisch ja: Ich habe schlicht nicht mehr die Zeit, beides zu betreuen. Zudem pflege ich auf GamersGlobal.de, gerade im Kommentarbereich und bei meinen Kolumnen, einen sehr persönlichen, sehr direkten Stil, sodass ich kein Bedürfnis habe, neben meiner "offiziellen" Meinung noch eine "inoffizielle" zu verkünden. Dinge wie kürzlich "Jörgs Tokio-Tagebuch" oder "Langer lästert", die ich früher sicher bei Jörg spielt gebracht hätte, erscheinen heute einfach direkt bei GamersGlobal.de.
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Wer hatte die Idee dazu die englische Retro Gamer ins deutsche zu übersetzen?
| jl:
Imagine Publishing bietet die Lizenz schon seit Jahren an, interessanterweise wurde ich schon mal bei einem anderen Verlag, in meiner Zeit als freier Journalist, damit konfrontiert, ob ich die Übersetzung von Retro Gamer oder eines anderen Titels von Imagine Publishing machen will. Daran hatte ich damals aber kein Interesse, aus mehreren Gründen. Im Frühjahr 2012 kam dann eMedia auf mich zu, ob ich das mit GamersGlobal übernehmen möchte. Da hat dann alles gepasst, und ich habe sehr gerne ja gesagt.
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Wird der boomende Retro-Zeitschriften-Markt bald zu einer Übersättigung führen, die uns zwingt die selben alten Geschichten wieder und wieder zu lesen?
| jl:
Es gibt so viele Retro-Themen, und es werden ja jeden Tag mehr, da habe ich keinerlei Sorgen in diese Richtung. Das Problem ist eher, dass man als Zeitschrift irgendwann einmal die wichtigen Themen durchhat, also zum Beispiel bei den "Firmen-Archiven" von Retro Gamer, und langsam ins Obskure abdriftet. Aber erstens ist das noch eine gute Weile entfernt, zweitens sind in ein paar Jahren auch wieder neue "verstorbene" Firmen dar, oder man nimmt sich eines alten Themas auf neue Weise an. Anatol Locker bringt etwa im kommenden Retro Gamer 1/2014 (erscheint am 5. Dezember) durchaus Neues zu Sierra, Winnie Forster gräbt gerade für den ersten Teil von "Made in Japan" in seiner extensiven Spiele- und Magazin-Bibliothek, und wird sicher Dinge zutage fördern, die noch nicht jeder weiß.
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Was müsste geschehen, damit die heutigen Spiele auch wieder "kultig" werden können?
| jl:
Dasselbe wie bei den Spielen früher: Sie müssen den Spielern auch noch Tage und Wochen nach dem Spielen noch im Gedächtnis bleiben. Und das geschieht ja auch, Titel wie GTA 5 oder Dark Souls oder Minecraft sind ganz sicher Titel, an die man sich -- aus verschiedenen Gründen -- auch in 20 Jahren noch erinnern wird. Und nicht zu vergessen: Für jede neue Generation ist das Erlebnis des "ersten Mals" mit Spielen oder bestimmten Serie erneut da, während alte Hasen wie wir dieses Erlebnis eben schon vor vielen Jahren hatten.
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Wie denkt du über den Unterschied zwischen den Computerzeiten damals und heute? Bist du retro?
| jl:
Als ich mit der Computerei anfing (erst ein Cosmos Experimentiercomputer, dann relativ schnell ein Commodore 64, dazu entsprechende 8-Bit-Konsolen bei Freunden), war ich ein Exot im Freundeskreis, das schweißt natürlich mit dem Hobby zusammen. Heute sind Computer das Normalste von der Welt, jeder spielt, irgendwann, irgendwie. Gleichzeitig haben Spiele durch die ganzen 99-Cent-Apps in gewisser Weise an Wert verloren. Ich habe den Eindruck, dass damals zum Spielen ein größeres technisches Verständnis gehörte, beziehungsweise dass Videospieler eher "Otakus" waren, also Nerds, als heute. Ich glaube zum Beispiel, dass zu Zeiten eines C64 fast jeder mal versucht hat, das Ding zu programmieren oder zumindest ein Listing abzutippen, ähnliches dürften heutzutage nur noch Bruchteile der Computerspieler oder Computernutzer tun. Ich bin nicht "retro" im Sinne von "ich sammle 10.000 Spiele und 100 Konsolen" oder "ich finde alles Neue schlechter als die gute alte Zeit". Ich bin aber retro im Sinne von "Ich erinnere mich gerne an damalige Spiele / Musik / TV-Serien" zurück, beziehungsweise ich spiele / höre / schaue sie auch heute noch gern. Ich möchte diese Erfahrungen niemals missen, sie machen einen wichtigen Teil meines Lebens aus.
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Wie denkst du über Retro-Fans wie uns? Ist das cool oder haben wir doch nur alle 'nen Schuss?
| jl:
Ich glaube, dass es zu jedem Hobby gehört, einen kleinen "Schuss" zu haben, denn ansonsten wäre es ja nichts Besonderes, und die Leidenschaft würde fehlen. In der heutigen Internet-Zeit des "Alles ist immer verfügbar" (oder zumindest irgendwie) halte ich es für eine schöne Sache, sich für eine Sache sehr stark zu begeistern, und sich bei einer Sache sehr gut auszukennen. An der Retro-Szene schätze ich einen Umstand besonders: das Physische. Während heute Spiele immer mehr zu einem Lizenzleihvertrag mit Steam oder wem auch immer verkommen und es den Spielebesitz als solchen kaum noch gibt, geht es in der Retro-Szene um echte Module, um echte Packungen, um echte Konsolen. Das schätze ich sehr, und darum mag ich auch Retro Gamer so sehr als Kontrastprogramm zu GamersGlobal.de - denn eine Website ist ja letzten Endes nichts, das man wirklich in der Hand halten kann.
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Wir bedanken uns bei Jörg Langer für das Interview und wünschen ihm alles Gute für die Zukunft!
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Am 05.12.2013 erscheint die neue Ausgabe der Retro Gamer
Interviewer war Kultboy. Das Copyright des Interviews unterliegt Kultboy sowie Jörg Langer,
eine Kopie hiervon darf nur mit Genehmigung gemacht werden!
| User-Kommentare: (24) | Seiten: [1] 2 › » |
22.10.2013, 22:25 Nr.1 (3794)  | |
Kingslayer schrieb am 22.10.2013, 21:40: Sorry,aber mir gehen Jörgs minutenlange Monologe beim Spieleveteranen Podcast über alle möglichen Strategiespiele schon auf die Nerven.Kann aber auch daran liegen,das das nicht mein Genre ist.Also nichts für ungut,Jörg ! Das sehe ich ähnlich. In meinem Fall liegt es aber daran, dass ich mit Podcasts allgemein nicht warm werde. Ich will die Spiele gerne sehen, über die gesprochen wird oder zumindest einen anständig vorbereiteten Bericht hören. "Echte Radiomacher" wissen, wie sie die Leute allein über Audio bei der Stange halten. Viele der Podcaster wissen das nicht (kein Wunder, es sind eben keine Profis auf diesem Gebiet) und labern teils stundenlang und strukturlos vor sich hin. Das ist nicht böse gemeint, aber so empfinde ich es eben. |
22.10.2013, 21:40 Kingslayer (24)  | |
Sorry,aber mir gehen Jörgs minutenlange Monologe beim Spieleveteranen Podcast über alle möglichen Strategiespiele schon auf die Nerven.Kann aber auch daran liegen,das das nicht mein Genre ist.Also nichts für ungut,Jörg ! |
22.10.2013, 20:19 Oh Dae-su (909)  | |
Auch von mir ein herzliches Dankeschön an kulty und Jörg Langer für das Interview! Jörgs Spieletests habe ich zwar bis heute nie gelesen, aber beim Spieleveteranen-Podcast höre ich ihm immer gerne zu! |
22.10.2013, 19:21 kultboy [Admin] (11351)  | |
Die zwei Testberichte (Star General und Wizard) die Jörg erwähnt hat kann man sich nun auch bei uns durchlesen. |
21.10.2013, 21:52 cassidy [Mod] (3982)  | |
Übrigens, die Community kann sich immer gerne beteiligen, was Fragen an bekannte Redakteure, Programmierer oder Musiker angeht. Im Forum wird jeweils zum anstehenden Interview ein eigener Faden aufgemacht, bei dem sich jeder User mit seiner Idee, seiner Frage einbringen kann! |
21.10.2013, 18:46 drym (4158)  | |
Sehr schönes Interview. Man merkt richtig, wie Jörg Langer sich hier wirklich Zeit für die Fragen genommen hat. Und kultboy hat auch wirklich gute Fragen gestellt.
Danke an Beide! |
20.10.2013, 09:21 nudge (1546)  | |
Richtig gutes Interview und mit manchen Antworten kann ich mich 100% identifizieren |
16.10.2013, 19:37 Nr.1 (3794)  | |
Auch bei joergspielt.de ist das die oberste Neuigkeit. Naja, der gute Herr Langer hat auch seit ca. einem Jahr nichts anderes an der Seite gemacht. |
16.10.2013, 19:29 kultboy [Admin] (11351)  | |
Mittlerweile stehen wir bei Gamersglobal sogar in den Hauptnews mit dem Interview. |
16.10.2013, 14:20 Wurstdakopp (1294)  | |
Schweini wird fürs spielen, nicht fürs rechnen bezahlt... |
16.10.2013, 12:44 drym (4158)  | |
In der Bundesliga scheint das zu gehen. Bastian Schweinsteiger verdient 8 Millionen Euro Netto im Jahr, darüber wird verhandelt und Bayern zahlt eben den Betrag, der dafür nötig ist. |
16.10.2013, 12:14 invincible warrior (1665)  | |
Naja, Netto-Gehaltsverhandlungen sind ja auch ein bisschen schwerer als Brutto, da es ja mehrere Steuerklassen gibt. Wer will kanns sich ja trotzdem ausrechnen und als Wunschgehalt angeben. Die 4500 Mark sind laut Inflationsrechner übrigens grob 3200€ nach heutiger Kaufkraft. Ich bin mir sicher das sich so mancher Redakteur (bzw. als Anfänger sowieso nur noch Voluntär) über son Gehalt noch heute mehr als freuen würde. |
16.10.2013, 11:57 Commodus (5930)  | |
drym schrieb am 16.10.2013, 10:13: Naja, da man ungefähr sagen kann, dass eine Mark damals die Kaufkraft eines heutigen Euros hatte (oder sogar etwas mehr) wären auch 4500 DM Brutto mehr als ordentlich.
Ja, was habe ich damals in der Schule davon geträumt Spieleredakteur zu werden. 2/3 der Zeit zocken bis die Socken qualmen. Den Rest wie Layout, Musterbeschaffung, Kontaktpflege und den ganzen eher langweiligen Kram hätten mir mit Sicherheit Hr. Lenhardt oder B.Schneider schon abgenommen, zumal mein Englisch gerade so dazu ausgereicht hätte, einen Ami, oder Engländer zu verstehen zu geben, das man nichts versteht. Ja, ein richtig gut bezahlter Traumberuf damals für mich! Hätte ich mich bloß beworben. Dann würdet Ihr mich jetzt um ein Interview bitten. |
16.10.2013, 10:43 Berghutzen (3618)  | |
Ich tipp auf Brutto. Wer unterhält sich denn über Nettogehälter? Auch wenn man heute Gehaltsverhandlungen führt, dann gehts doch immer um mehr-brutto. |
16.10.2013, 10:13 drym (4158)  | |
Naja, da man ungefähr sagen kann, dass eine Mark damals die Kaufkraft eines heutigen Euros hatte (oder sogar etwas mehr) wären auch 4500 DM Brutto mehr als ordentlich. Vor allem in der Kreativbranche, als angestellter mit allen Sicherheiten etc.
Schreiberlinge sind heute allesamt (mit wenigen Ausnahmen) Freiberufler und kommen in den seltensten Fällen auf solche Summen... | Seiten: [1] 2 › » |
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