Tja, so schnell vergeht die Zeit: Sommer ade, Corona-Wahn seit 1,5 Jahren (kein Ende in Sicht!) und im nächsten Monat feiert der Amiga Joker zweijähriges Jubiläum (und meinereiner projekttechnisch auch

Meine Lesestimmung wurde wiederum gesteigert, weil erstens mir ein weiteres mash/ms Verlagsheft vorlag, und zweitens dieses seltene Heft auch noch von den Herren Löwenstein, Fischer und Magenauer signiert wurde.

Somit blätterte ich äußerst behutsam, um das Heft nicht zu strapazieren. Doch bevor ich zum ersten, vorsichtigen Seitenschlag ansetzte, wollte der hier viel zitierte Ninja/Rambo/Assassine noch einer näheren Betrachtung unterzogen werden. Der maskierte Meuchelmörder machte schon seit jeher einen guten Eindruck auf mich. Irgendwie fügt er sich prächtig in das gesamte Coverlayout ein. Ganz unbemerkt (da Schriftzüge vom Geächteten aus Sherwood, dem Stahlkiller von James Cameron und von der Chaosfamilie aus Springfeld "im Wege stehen") hält sich im Hintergrund ein chinesischer Holzdrachen auf. Dieser Hingucker fällt erst bei genauerer Inaugenscheinnahme auf. Wie gesagt: Schade, dass er durch benannte Schriftzüge nicht so gut zur Geltung kommt.
7 Punkte gibt es dennoch für dieses geglückte Artwork Marke "Ninja kuschelt mit schön geschnitztem Holzlindwurm".
Von hoher Qualität sind wiederum Tests, Vorberichte und sonstige Rubriken. Einzig und allein trübt ein sehr verwaschener Screenshot im Test von
Wild Wheels das ansonsten professionelle Gesamtbild.
Kräftig abgröhlen darf man diesmal bei den Leserbriefen. Hier wünscht sich doch tatsächlich jemand die Einäscherung von Dr. Freak. Ziemlich makaber das Ganze, aber dennoch sehr unterhaltsam und zudem witzig zu lesen.

Neugierig durchforstete ich auch diesmal die Kleinanzeigen, um abenteuerliche Inserate für Euch aufzutun. Gleich drei an der Zahl ließen meine Augenbraue nach oben rutschen:
1. Auch der Joker hatte im friedlichen Jahre '91 bereits Hasskommentare. Ein aufgebrachter Inserent schrieb:
"Ich hasse ASM-Hefte, deshalb möchte ich meine Alten (ich meine nicht meine Eltern!) loswerden...Preis sagt ihr!"
Wen verwundert es da noch, dass der Inserent mit Nachnamen "Feindt" (das "t" am Ende steht bestimmt für tödlich) heißt? Der ASM-Gegner darf mir gern 5 € pro Ausgabe fürs Abnehmen zahlen. Er will sie ja unbedingt loswerden und wollte ja unbedingt, dass der Käufer die Summe selbst beziffert...

2. Verwechslungsgefahr! Aus Krautheim möchte ein gewisser Markus Ziegler sein Amiga-Disketten Magazin mit dem Namen Zirkus an den Mann bzw. die Frau bringen. Eine von mir getätigte Nachfrage beim Ex-Redakteur sorgte aber für Entwarnung. Dies war also nicht der erste Auftritt von Joker-Markus in unserem Lieblingsheft.

3. Wie in der letzten Ausgabe darf auch in der Oktoberausgabe heimatlich gegrüßt werden. Ein/eine R. Schladitz aus Magdeburg sucht den Amiga Joker 1/90. Liebe Grüße in die Kreuzbreite 8, sofern die werte Dame/der werte Herr dort noch in der Elbestadt wohnt!

Bei der Wahl des zu zockenden Spieles hab ich mich diesmal von den Kommentaren hier inspirieren lassen. Da ich zudem Rodland von damals kenne und es als ziemlich kurzweilig in Erinnerung hatte, wollte ich gern mit den süßen Feen auf Plattform-Jagd gehen.
Handhabungstechnisch hat man keine Probleme (nicht nur bei diesem Bewertungskriterium hat der Joker/Magenauer den Wertungshebel zu kritisch angesetzt) die beiden Feen über den Bildschirm zu manövrieren. Bei meinem Durchspielversuch habe ich sogar zur Tastatur gegriffen, welches sich als hervorragendes Steuermedium herausstellte.
Die guten Erinnerungen haben sich nach Spielstart flugs bestätigt: Die kunterbunte Bonbongrafik gepaart mit schicken Leveln und knuffigen Gegnern, dazu arcadelastige Musik (die sich aber leider schnell wiederholt) runden das Gegnerplätten (mit Zauberstab!) ab. Darüber hinaus dürfen Extras wie Raketen, Bomben und Hüpfknaller gezündet werden, um sich die Tunichtgute vom Leibe zu halten. Fetzig ist das Aufklauben der Bonusbuchstaben, die bei vollständigem Erscheinen EXTRA ergeben und uns ein Bildschirmleben + 10.000 Bonuspunkte bescheren.
Übrigens ist das Spiel gar nicht so "leicht", wie es Mäxchen Magenauer beschrieben hat. Gerade in den höheren Spielstufen muss man gut organisiert vorgehen, um sich a) alle Blümchen zu pflücken und b) die Gegner wohldosiert einzeln vorzuknöpfen. Trifft man nämlich auf die Minimonster in Gruppenstärke, so kann gar nicht schnell genug das Zauberstäbchen geschwungen werden, um Ihnen am Stück den Garaus zu machen. Ergebnis: Leben pfutsch!

Meine Zahlen für das Spiel gestalten sich so:
Grafik: 76 %
Sound: 58 %
Handhabung: 77 %
Spielidee: 56 %
Dauerspaß: 77 %
Preis/Leistung: 72 %
Gesamt: 76%
Mit hin und wieder Speichern war ich mit dem Spiel recht schnell durch. Die beiden süßen Knubbels waren vor Tränen gerührt als Mami vom bösen Entführer befreit wurde. Dieser wurde kurzerhand für immer unter Quarantäne gesetzt. Danach durfte ich mich noch in der Highscoreliste mit 442.850 Punkten verewigen (wird sogar auf Disk abgespeichert).
Ab in den finsteren und muffigen Zockerschuppen, der diesmal aber nur 3 Automaten feilbot.
Am meisten wurde der Vendetta Automat gelobt, wodurch meine Wahl auf genau diesen fiel.
Das Beat 'em Up lässt sich wunderbar spielen. Bemerkenswert: Hier gibt es sogar richtig tolle Musik, die für ein solches "Haudruff"-Game nicht alltäglich ist. Schmunzeln darf man zwischendurch über gleich mehrere witzige Aktionen. Vom Eimer auf dem Kopf, über abgebrannte Körper nach Flammenkontakt, bis hin zum Tritt in die Kronjuwelen. Hier darf bei der ganzen "Brutalität" auch mal kräftig abgelacht werden. Mir hat´s soweit gemundet und beim Endbild stand für mich fest: Verdiente 7 Punkte für diesen fetzigen Final Fight-Verschnitt.

Jetzt bereits ist die Vorfreude groß. Nicht nur, dass die Jubiläumsausgabe greifbar nah ist und ich bereits ganze 20 Heftbewertungen in Schriftform vorgenommen habe. Ein Blick auf die kommende Ausgabe zeigt bereits, dass sich unser verschmitzter Meister der Schreib-/Testkünste in neuem Look präsentieren wird. Und wisst Ihr was das Beste sein wird? Ende '91 bzw. Anfang '92 hat sich die Qualität der Amiga Spiele - aus meiner Sicht jedenfalls - doch extrem verbessert. Aus diesem Grund ist meine Freude aufs Daddeln gleich nochmals gestiegen.
Auf geht ´s in das zweite Jubiläumsjahr!

Kommentar wurde am 25.10.2021, 19:06 von jan.hondafn2 editiert.